Fangen wir mit den Haaren an. Ich hatte sie zuletzt einfach wachsen lassen und war mit Zopf unterwegs. Manche fanden das völlig daneben, aber mir war es ziemlich egal. Ich bin Privatier und kann aussehen wie Dreck. Mit dem Hühnervolk bin ich durch und ab einem gewissen Alter entscheidet ohnehin nicht mehr die Haarpracht eines Mannes über seinen Erfolg bei Frauen.

Aber irgendwann ging es mir halt auf den Keks, dass die Haare zunehmend verfilzten und ich befürchtete auszusehen wie diese Schlepperschlampe. Also griff ich selbst zur Schere und schnitt mir einfach den größten Teil des Haupthaares ab, wonach ich natürlich aussah wie ein von Flöhen zerfressener Teppich. Deshalb ging ich zum Friseursalon, wo ich von einer sehr netten älteren Dame für läppische 50 Kuna (6,74 EUR) den Rest meiner Haare in Form coiffieren ließ. Ich bedankte mich mit einem Trinkgeld von 10 Kuna und darf an dieser Stelle festhalten, dass die gute Dame über eine halbe Stunde an mir herumwerkelte und das Ergebnis wirklich sehr schön ausgefallen ist. Vor allem griff sie nicht einfach zur Schermaschine für die Seiten, sondern schnibbelte alles noch nach guter alter Friseurskunst von Hand. Und das bis ins kleinste Detail!

Danach ging ich ins Städtchen, wo ich einer Hyundai-Promotion begegnete. (Achten Sie mal auf die beiden Wolken im Bild, für heute stand im Wetterbericht nämlich “bewölkt”)

Die Promotion macht Sinn, denn die Leute haben für dieses Jahr ihr Geld verdient und in Kroatiens wohlhabendster Kommune ist Geld genug für Neuwagen da. Mercedes, BMW usw. kaufen die Insulaner eher gebraucht, die Autos sind für die Insel ansonsten einfach zu teuer. Es gibt natürlich Ausnahmen, wie den Taxiunternehmer und ein paar Gastronomen, sowie das Management von Jadranka. Aber der normale Insulaner fährt eher untere Mittelklasse, zumal die Strecken in Kroatien alle recht kurz sind.

Ich spazierte mit dem SPIEGEL unter dem Arm gemütlich in die Bocca Vera. Auf dem Weg machte ich folgendes Photo:

Das Ausflugsschiffchen (Kovren) kenne ich jetzt ungelogen schon seit meiner Kindheit.

Ich setzte mich zuerst unten auf ein Bierchen, da es für das Mittagessen noch zu früh war.

Sie werden es nicht glauben, aber ich hatte heute das erste Mal in diesem Jahr ein Langarmpolo an. Und selbst darin war mir unten im Schatten noch ein klein wenig kühl.

An dieser Stelle muss ich leider etwas Kritik an der Bocca Vera üben. Ich hatte die letzten Tage weniger gegessen und gönnte mir daher mal eine Vorspeise. Bruschetta mit Pršut und Mozarella.

Für 35 Kuna (4,70 EUR) ist die Vorspeise absolut angemessen. Ich bemängele allein die Tatsache, dass die ganz einfache Bruschetta mit Tomate, Knoblauch und Olivenöl nicht mehr auf der Karte vorzufinden ist. Genau so wenig wie z.B. die Penne Arrabiata. Ok, ich habe vom Chef dort die Zusage, dass die mir meine Nudeln jederzeit nach Wunsch zubereiten, aber es ist einfach doof für die gewöhnlichen Gäste, wenn die – preiswerten – Klassiker der gepflegten Nudelküche nicht auf der Karte stehen.

Wie komme ich darauf? Weil sich an den Nebentisch sechs Deutsche setzten, von denen einer offenbar schon öfter mal auf dem Inselchen war, weshalb er auch die ganze Zeit geradezu allwissend als intimer Kroatien-Kenner darüber erzählte. U.a. auch von der kroatischen Fluchkultur, die bekanntlich weniger fäkal als vaginal ist. Angeblich gäbe es sogar eine Studie der Universität Zagreb dazu. Eins von den alten Weibern – möglicherweise seine Alte – fragte eine Bekannte, ob sie denn Orangina kenne (was sie natürlich bestellt hatte, aber aus Frankreich stammt) und die teuerste Essensbestellung am Tisch waren Ćevapčići. Ok, hat mit den Nudeln jetzt doch nichts zu tun, aber meine Gedanken folgen nicht immer einer stringenten Logik.

Ich kommunizierte mit dem Keller mittels Handsprache, weil ich mich nicht zu erkennen geben wollte. Aber irgendwann hielt ich den kurzbehosten deutschen Sandalen-Klugscheißer einfach nicht mehr aus und rief daher meinen Nachbarn an, mit dem ich dann in akzentfreiem Kroatisch besprach, dass ich eventuell später noch bei Sokolić in Nerezine eine Klappe für den Abwasserschacht kaufen fahre. Die benötigen wir aus optischen Gründen.

Danach rief ich einen Kunden in Deutschland an, und besprach mit dem den Einsatz eines neuen Mailarchivs sowie den DATEV-Abgleich zwischen der Anwaltssoftware und Outlook. Danach war Ruhe am Nebentisch, zumindest was das dämliche Gelaber im Sinne von “Ich bin der große Kroatienkenner” betrifft.

Obwohl ich die Leute zuvor keines Blickes gewürdigt hatte, sagten sie artig “auf Wiedersehen” und wünschten mir noch einen schönen Tag.

Ich schickte einem werten Leser, mit dem ich mich neuerdings per Whatsapp austausche, einen schönen Ausblick …

… nachdem er mir zuvor ein Photo aus seinem Garten geschickt hatte. Er besitzt einen Teich, den der Otto-Normalteichbesitzer wohl eher als See klassifizieren würde. Da absolute Diskretion in Stasimerkelzensurdeutschland inzwischen ein hohes Gebot ist, poste ich hier das Photo seines Anwesens natürlich nicht.

Der liebe Besucher aus Leipzig war am Freitag raus zum Angeln, und schickte mir folgendes Video.

Petri Heil!

Ich meine er hat an der Merry Fisher einen 250 PS starken superbenzinbetriebenen Yamaha-Außenborder dran. So ein Motörchen haut bei Vollgas gut und gerne bis zu 45 Liter pro Stunde durch.

HEIL GRETA!!!

Zu Mittag gab es Schweinefiletmedallions mit gegrilltem Gemüse und Polenta.

Mit 90 Kuna (12,10 EUR) m.b.E. absolut fair bepreist.

Lustig hin und her whatsappend erhielt ich noch folgendes wunderbares Bildchen.

Gemein, oder finden Sie nicht?!

Aber so ist die Welt eben! Der kleine Kanku arbeitet, bis er an einer Vergiftung elendig krepiert, damit der Dummgutdeutsche Ökofaschist mit seiner Elektrokarre feinstaubvermeidend durch die Gegend fahren kann, in dem sicheren Glauben dadurch die Welt zu retten. Würde man den kleinen Kanku hingegen kastrieren, dann wäre das für die CO2-Bilanz der Welt vielleicht besser als jedes deutsche Elektroauto. Aber so weit denkt ja niemand.

Und dann irgendwann – nach drei Tomislav – fiel mir ein, dass ich doch heute auch ein Elektroauto gesehen hatte, nämlich das hier:

Ich machte mir auf dem Heimweg den Spaß einfach mal nachzufragen, ob die Autos da einfach nur dumm herumstehen, oder ob man sie auch zur Probe fahren kann. Ja, könne man. Ob ich denn einen Führerschein dabei hätte?

Nein, hatte ich leider nicht. Aber das war es mir wert die drei Minuten (pro Weg) bis nach Hause und wieder zurück zu gehen.

So, und jetzt kommt Jerkos erster Fahrbericht von/mit/zu einem E-Auto:

Die nicht unattraktive Autohaus-Blondine, die auf dem Beifahrersitz mitfuhr, machte mich darauf aufmerksam, dass das Auto 204 PS habe und in knapp 8 Sekunden von 0-100 beschleunigt. Ich sagte ihr daraufhin, dass ich normalerweise einen 520 PS starken AMG bewege, der in 4,1 Sekunden von 0-100 beschleunigt. Da war dann erst mal Ruhe im Karton.

Ganz ehrlich, das ist schon ein lustiges Spielzeug und würde hier in Kroatien mit etwas staatlicher Förderung umgerechnet 37.000 EUR kosten. Ich schaltete sofort in den Sport-Modus und trat das Teil voll auf den Kopf. Die Vorderräder scharrten verzweifelt vor sich hin, bevor sie endlich ausreichend Grip bekamen. Erinnerte mich irgendwie an meinen geliebten Alfa 156 2.5 24V.

Lustig!

Während der Fahrt fragte ich die junge Dame, ob sie denn schon mal auf Lošinj gewesen sei. Ja, schon einmal, aber sie habe leider bis auf die Promotion nichts davon gesehen. Ich erlaubte mir daher sie schnell zur Beachbar Borik zu kutschieren.

Natürlich raste ich wie der Teufel, wobei die junge Dame aber selbst bei deutlich über 100 km/h in einer 50er Zone nicht die Contenance verlor. Na ja, der kleine Jerko kennt sein Inselchen halt …

Ganz im Ernst, das kleine E-SUV hat echt Spaß gemacht. Es schiebt von Anfang an ganz ordentlich vorwärts. Aber es hat natürlich absolut keinen Sound. Und da geht es schon wieder los. Wenn ich beim C63 AMG kurz auf den Pin trete, dann brüllt Mami T-Rex (Da waren die Mamis größer als die Papis) derart nach hinten raus, dass dem Hinterherfahrenden das Blut in den Adern gefriert. Aber ich fahre ja noch gar nicht, weil die Kraft komplett im Drehmomentwandler landet, ätsch! Anders übrigens beim MOPF meines Kumpels, der ist – vielleicht weil von Brabus – deutlich aggressiver ausgelegt.

Bei dem E-Kona wird der Vortrieb sofort umgesetzt, was absolut Sinn macht und auch wirklich Spaß. Ein irre agiles kleines Auto.

Etwas Angst habe ich allerdings davor, wie viele Leute wirklich in der Lage sind auch nur 204 Elektro-PS zu beherrschen, denn die schieben von ganz unten schon absolut gewaltig. Und wer – wenn nicht meine Kleinigkeit – könnte das besser beurteilen? Die 204 PS fühlen sich deutlich schneller an, zumal man auch nicht schalten muss und es keine spürbaren Gangwechsel gibt. Das geht einfach linear rasend schnell nach vorne. Und meiner Erfahrung nach liegt das größte Risiko für Verkehrsunfälle – gerade hier im Süden – beim Überholen. Derweil mein oller SL 500 seine Gedenksekunde nach dem Kickdown benötigt, geht so ein Kona direkt nach vorne. Er mag zwar nur 167 km/h laufen (vermutlich abgeregelt) aber er ist von 80 bis 130 sauschnell, ich habe es ausprobieren dürfen.

Und genau dieser Geschwindigkeitsbereich ist meiner Erfahrung nach besonders für unerfahrene oder durchschnittliche Fahrer extrem gefährlich!

Für mich sind 130 km/h nicht einmal die Geschwindigkeit, mit der ich auf eine Autobahn auffahre. Da bin ich normalerweise – so denn erlaubt – schon bei ca. 200 km/h. Für mich sind andere Fahrzeuge so etwas wie Pylonen, um die ich herumkreise wie Darth Vader in seinem Tie-Fighter.

Umso mehr Sorgen bereitet es mir nun, wenn Leute, die vielleicht vorher mit 130 PS unterwegs waren, dieses ungeahnte Beschleunigungsvermögen nicht mehr werden beherrschen können.

Zu dem Auto gibt es ansonsten nichts Positives oder Negatives zu sagen. Es ist eine solide Koreaschleuder.

Na ja, und dann gibt es da doch noch ein paar Haken. An der Haussteckdose würde das Ding 31 Stunden zum Laden brauchen. Auf der Insel gibt es derzeit zwei Ladestationen, und die sind so weit weg, dass ich mir eher ein Taxi nehmen würde, als dort hin zu spazieren.

Und dann bin ich 9 km gefahren, habe aber laut Anzeige 58 km Strom vernichtet, Recuperation hin oder her. Da glaube ich dann nicht so ganz an die angebliche Maximalreichweite von ca. 450 km, die im Übrigen auch bereits lächerlich ist. Denn die schaffe ich mit dem AMG ganz locker. Da stelle ich einfach den Tempomat auf 120 km/h und rolle lässig durch die Gegend.

Aber wollte ich das mit 520 PS unter dem Hintern?

Jesus, Maria und Josef, sowie Allah, Mohammel und das kleine Arschloch, selbstverständlich NICHT!

Ich will Spaß haben in dem einzigen Leben, welches ich besitze. Und ich habe Gottseidank auch Geld genug dazu.

Alle Daten zum Hyundai Kona Electric können Sie hier nachlesen: https://www.adac.de/der-adac/motorwelt/reportagen-berichte/auto-innovation/hyundai-kona-2018-elektro-kompakt-suv/.

Für mich war das so wie ein Game auf einer X-Box während einer Promotion im Mediamarkt. Macht ab und an mal Spaß. Aber ist nicht sinnvoll genug, um mir selbst so etwas zu kaufen!

Hinzu kommt, dass ich für 38.000 EUR seinerzeit meinen C63 AMG mit Vollausstattung (bis auf anklappbare Seitenspiegel) gekauft habe. Der ist bis heute eine automobile Macht. Ein Hyundai E-Kona indes wird nach nicht einmal drei Jahren ein Haufen Elektroschrott sein, dessen hochgiftige Batterien man leider nicht recyclen kann. Den Motor meines C63 wird ab vielleicht 250.000 km – je nach Fahrweise und Pflege – ein fähiger Mechaniker runderneuern. Die Ledersitze werden einer Aufbereitung bedürfen. Aber das würden sie auch in einer Elektrokarre.

Tut mir leid, aber ich sehe absolut kein einziges Argument dafür, dass ich mir ein kleines Elektro-SUV kaufen sollte!