Nachdem ich zwei Tage vergleichsweise sparsam war, wollte ich mir mal wieder die Bocca Vera gönnen. Ich zog zur Feier des Tages statt der Chucks die handgefertigten Budapester von Majstor Igrec aus Zagreb an, und wanderte mit langer Boss-Jeans und einem dunkelblauen Kerver-Polo in der Optik eines distinguierten älteren Herren durchs Städtchen.
Den SPIEGEL unter dem Arm geklemmt, und die Calvin Klein Sonnenbrille im tiefgebräunten Gesicht, schaute ich mit einer gewissen Herablassung auf die vielen Jack-Wolfskin-Rentner-Touris aus Deutschland und fragte mich, was die wohl gedacht haben werden, was der kleine Bonvivant Jerko auf dem Inselchen wohl so treibt. Wie ein schnöder Urlauber sah ich jedenfalls nicht aus, denn ich hatte weder einen Rucksack, noch Nordic Walking Sticks dabei, wie sie besonders bei den rüstigen Rentnern aus Germanistan sehr beliebt sind.
Die Bocca Vera hatte leider ausnahmsweise geschlossen, weil man eine Hochzeit im Team feierte. Hier das Schiff, mit dem es dann später losgehen sollte.
Nun, mir wäre das Bötchen hier lieber.
(Mutige Eltern, haben Sie den Zwerg links im Bild bemerkt? Ob der wohl schon schwimmen kann?)
Aber so eine Pershing 80 liegt günstigstenfalls bei ca. 2 Millionen US$. Was bin ich da doch froh eine arme Sau zu sein, da komme ich gar nicht erst auf dumme Ideen. Stellen Sie sich mal vor ich besäße 10 Millionen EUR. Da würde ich vielleicht wirklich beginnen über so ein Boot nachdenken.
Was tun? Wo zu Mittag essen?!
Ach, da gibt es ja noch das “Za Kantuni” in der zweiten Reihe.
Da habe ich in der absoluten Hochsaison mal die Spermaschluckerin zum Abendessen hin ausgeführt. Es war rappelvoll, aber da ich erstens ein freundlicher Mensch und zweitens ein gern gesehener Gast bin, rückte der Kellner ein paar Tische ein wenig zurecht und platzierte uns noch an einem wunderbaren Tisch mitten auf der Terrasse. Der Anblick der Fachanwältin für Popalverkehr wird vermutlich mitgeholfen haben, denn das hoch gewachsene, langbeinige dumme Weib hatte eine fraglos tolle Figur und kleidete sich im Sommer nur sehr leicht. Insbesondere um die Brüste herum, die sie bei solchen Gelegenheiten natürlich nicht gemeinsam mit einem BH ausführte.
Das Za Kantuni ist das Restaurant mit der wohl authentischsten Inselküche. Da ich diesen Sommer ein wenig zu viel gefuttert habe, und nicht irgendwann ausschauen möchte wie der etwas fülligere Kumpel aus Minga 😉 ..
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… bei dem das Hemd schon deutlich spannt, erlaubte ich mir nur einen Delizienteller für 104 Kuna = 14 EUR.
Die Panini-Hälften waren mit Ziegenfrischkäse von der Insel bestrichen. Ansonsten gab es Käse von der Insel Pag und feinsten Pršut. Da meine Eltern seit jeher ein Ferienhaus auf Pag besitzen …
… und unsere direkten Nachbarn (Maria i Pave, R.I.P) zu meiner Kindheit selbst Pager Käse herstellten, vermag ich naturgemäß die Qualität dieser Delikatesse recht gut zu beurteilen. Dieser hier war jeden Cent wert.
Pager Käse (kroat. Paški sir) ist eine Schafskäse-Spezialität, die auf der Insel Pag in Kroatien hergestellt wird.
Dieser Käse wird aus der Milch einer kleinwüchsigen Schafrasse hergestellt, die auf der Insel lebt. Das besondere Aroma des Paški sir wird durch mehrere Faktoren beeinflusst: Da auf dem karstigen Untergrund der Insel Pag nur wenig Gras wächst, ernähren sich die ca. 28.000 Schafe vor allem von wildwachsenden und salzhaltigen Kräutern.
Durch die vier bis sechs Monate dauernde Reifung und Lufttrocknung erhält der Käse seine besondere Würze. Aus 64 Litern Milch können 10 Kilogramm Käse hergestellt werden. (Wikipedia)
So erklärt sich der hohe Preis. Aber der Pager Käse ist für Gourmets im späteren Stadium seiner Reife, wenn er zum Hartkäse wurde, auch ein fabelhafter Ersatz für Parmesan usw. Wobei das Wort “Ersatz” kulinarisch falsch gewählt ist, denn Parmesan gibt es wie Sand am Meer, und Pager Käse ist vergleichsweise dazu ähnlich selten wie Gold.
Irgendwann setze sich ein deutsches Rentnerpärchen an den Nebentisch. Oh Gott! Er, Typ rüstiger Ex-POM im pseudomaritimen Polohemd mit kurzen Hosen (ein No-Go!) und “sportlichen” Sandalen. Sie eine dicke Kurzhaarsau , die eigentlich die ganze Zeit über keinen einzigen vernünftigen Satz zustande brachte.
Sie lasen sich gegenseitig die Speisekarte vor …
… und erinnerten sich anlässlich der Gerichte an ihre vorherigen Urlaube. Hier nur auszugsweise: “Weißt Du noch, wie wir das Carpaccio vom Oktopus in Porto hatten? Da war mir ja ein wenig zu viel Essig dran.” Sie: “Ja, stimmt:“. “Oder der Wolfsbarsch vom Grill in Palma, der hatte so viele Gräten.” Sie: “Waren mir auch zuviel.” “Ich weiß ja nicht, das Lamm könnte auch nach Hammel schmecken“. Sie: “Ist auch viel zu teuer“. “Das ist bestimmt nicht so gut wie ein friesisches Salzlamm“. Sie: “ganz bestimmt nicht“. “Und ob der Wolfsbarsch wohl ein Zuchtfisch ist? Da soll es ja gewisse Probleme geben.” Sie: “Ja, das habe ich auch schon mal gehört.” Das ging locker dreißig Minuten so!
Der Kellner und ich warfen uns schon latent genervte Blicke zu und ich war geneigt ihn zu fragen, ob er mir nicht bitte kurz die Pistole aus der Küche reichen könne, damit ich die beiden Nervensägen damit per Kopfschuss zu richten vermag. Natürlich parlierte ich mit dem Kellner in fließendem Kroatisch, derweil ich den SPIEGEL las. Irgendwie erschien mir das Pärchen da schon etwas verwundert.
Um denen das ganze Ausmaß ihrer elenden Existenz vor Augen zu führen, rief ich meinen lieben Wagenmeister an, und erkundigte mich nach dem Befinden des C126 500 und des C63 AMG, da ich jetzt ja schließlich schon einige Monate weg bin. Er sagte mir, dass er Letzteren die Tage mal ein wenig Gassi geführt hat, damit die Bremsen nicht festgehen. Auf meine Frage, ob ihm die 520 PS Spaß gemacht hätten, sah ich aus dem Augenwinkel nur, wie der eierlose Affe ungläubig rüber guckte. Als mich mein lieber Mechaniker dann fragte, wann ich denn wieder zurück sei, und ich darauf antwortete, dass das vermutlich am 21.10. der Fall sei, weil ich einen beschissenen Gerichtstermin in Doofland wahrnehmen müsse, und dann statt des 500 SL den AMG mit auf die Insel nehme, weil ich hier aufgrund meiner Kontakte u.a. zur Polizei damit racen kann wie ich lustig bin, fielen meinen Tischnachbarn beinahe die Rentner-Kiefer auf die Tischplatte.
Ja, liebe Leser, so ist das wenn Kreti und Pleti im zweiwöchigen Urlaub auf den kleinen Jerko treffen. Ich habe mich köstlich amüsiert und mir in voller Lautstärke nochmal das hier angehört:
Darüber kann ich mich jederzeit bepissen vor Lachen!
Ich sagte nur deutlich vernehmbar auf Deutsch: “Die tittenlose Nazizopf-Fotze sollte man ins Gas schicken” und kringelte mich innerlich über das urplötzliche betroffene Schweigen am Nebentisch. Vermutlich werden die alten Hohlpfosten mich zutiefst gehasst haben. Aber hier in Kroatien trauen sie sich eben nichts zu sagen. Ich liebe es politisch korrekte Dummgutdeutsche zu provozieren!
Dann bestellte ich mir meine “Belohnung“.
Das ist ein Orangen-Kuchen nach altem insularischen Rezept. Zubereitet u.a. mit Olivenöl und Sultaninen, welche aus den Trauben von der Insel hergestellt werden. Hier wachsen praktisch in jedem zweiten Garten Trauben. Für den Wein taugen sie nichts, aber man kann sie sehr gut essen.
Die Rechnung betrug exakt 202 Kuna.
Und nun ereignete sich etwas, was vermutlich nur in Kroatien passieren kann.
Ich trage ja seit dem Verlust der EC-Karte kein Portemonnaie mehr bei mir, sondern stecke mir das Geld in die Hosentasche. Wenn ich in die Stadt gehe, dann lasse ich auch den Schlüssel des SL zuhause. Einen Ersatzschlüssel habe ich aber auch dabei. Für den Fall eines Wohnungsschlüsselverlustes hätte ich noch zwei Reserve-Keys. Einer ist bei meinen Nachbarn deponiert und der andere bei Giordano, der mir seinerzeit beim Herrichten der Wohnung geholfen hat, und dem ich das Streichen des Treppen- und Terrassengeländers und so diverse andere Arbeiten über den Winter anvertrauen werde.
Ich kramte also zum Bezahlen zwei 200 Kuna-Scheine aus meiner Hosentasche und sagte zum Kellner “220 molim“. Das wäre ein überaus angemessenes Trinkgeld von tagesaktuell exakt 2,43 EUR gewesen. Mit “überaus angemessen” meine ich, dass 2,43 (steuerfreier) EUR für den freundlichen Service und das Kredenzen zweier Speisen sowie drei Karlovačko Crno nun wirklich nicht zu viel gewesen wären. Nur z.K.: die meisten Deutschen geben überhaupt kein Trinkgeld, wie ich von so einigen Kellnern inzwischen erfahren durfte.
Trinkgeld wird in Kroatien aber auch gar nicht erwartet. Es steht z.T. sogar auf den Speisekarten drauf, dass es bereits im Preis includiert sei. Natürlich freuen sich die Kellner und das Personal trotzdem darüber. Aber halten Sie es bitte maßvoll.
Nun, da sagte jedenfalls der Kellner im “Za Kantuni” zu mir “Ma nećemo to slomit” (sinngemäß: Na, den Schein machen wir jetzt nicht kaputt) und nahm lediglich die 200 Kuna. Er verabschiedete mich mit “vidimo se” (man sieht sich), was insofern sehr wahrscheinlich ist, als dass die Tage meine Mieteinnahmen eintrudeln. Und das “Za Kantuni” zudem ganzjährig geöffnet hat. Ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch dort.
Und so bummelte ich langsam nach Hause und dachte darüber nach, wie groß wohl der Unterschied zwischen der heutigen EC-Abhebung mit Konversion am Bankautomaten im Vergleich zur tatsächlichen Abbuchung sein wird. Ich sage es Ihnen: Mit Konversion hätte mich die Abbuchung von 3.000 Kuna 436,xx EUR gekostet. Ohne Konversion billt mir meine Sparkasse incl. 3 EUR Gebühren für die EC-Karten-Nutzung exakt 404,74 EUR.
So einfach kann man ca. 30 EUR = 222 Kuna sparen, wen man einfach auf die richtigen Knöpfe drückt. Von 30 EUR kann ich mich hier aus dem Supermarkt eine ganze Woche lang verpflegen, vorausgesetzt natürlich ich verzichte auf den Alkohol.
3.000 Kuna sind exakt 15 mal 200 Kuna. Also täglich drei Bier und ein ca. 20 EUR teures Mittagessen incl. Dessert. Bedenkt man, dass man hier auf der Insel auch für 100 Kuna sehr gut satt werden – und trinken – kann, z.B. bei Robi im Piccolo Paradiso, dann können Sie sich ausmalen, wie gerne ich hier verweile, anstatt mir in Doofland prekäres Gesindel aus der Dritten Welt anschauen zu müssen, welches ich mit meinen Steuerzahlungen leider auch noch finanzieren muss.
Auf meiner Treppe fand ich dann noch Folgendes vor:
Ich habe sie nicht nachgemessen. Aber diese winzige tote Maus ist (war) incl. Schwanz vielleicht 4 cm lang. Keine Ahnung was mit ihr passiert ist. Die Nachbarskatze Tina hat sie offensichtlich verschmäht. Jedenfalls ist es für mich ein absolutes Wunder der Natur, wie in so einen winzigen Körper ein ganzer Haufen Organe hinein passt.
So, und jetzt schaue ich “Overboard – Ein Goldfisch fällt ins Wasser“. Ein Film, der wohl mit zum Charmantesten gehört, was jemals gedreht wurde.
Hallo Jerko,
Herrlich dieses Video über Gräte , das ist bestimmt Bauer Horst aus meiner Ecke, so sprechen wir ja alle da….vom platten Land…ich schmeiß mich weg…haha..
Und danke für die schönen Bilder, so ein schnuckeliges Lokal…echt klasse, da würde es mir auch gefallen, Und von den Leckereien krieg ich jetzt Hunger…
Liebe Grüße
Ins Paradies
Marion
Hallo Marion,
Ich sitze gerade bei einer Portion Tintenfisch im Hafen und freue mich beim dritten Tomislav über die vielen SUV, die sich die Insulaner inzwischen leisten können. Gleich werde ich mich in den SL setzen und einfach so mal 50 km herumfahren.
Heil Greta!
Viele Grüße ins einstmals schöne HH.
Ich nehme an, dass irgendeine Nachbarskatze dich mag. Jetzt wolltste die ganze Zeit keine Muschi und hast nun doch wieder eine … 😀
🙂 Katzen sind meinen bisherigen Erfahrungen nach jedenfalls ehrliche Muschis.
In größerer Version habe ich die unterschiedlichsten Mäuse leider über 2 bis 3 jeweils größere Zeitabschnitte pro Jahr vor der Haustür liegen. Einer unser beider Mitmigranten-Kater mampft die schmackhaftesten vom Feld (glaube, dass sind Feldhamster) meist komplett weg. Die weniger guten aus seiner Sicht bringt er als Trophäe zu uns. Brutal irgendwie, aber alle Dorfbewohner hier loben unsere beiden haarigen Kuscheltiere für ihr Tun.
Und meine Nachbarskatze, das verwöhnte Vieh, hat die Maus so lange liegen lassen, bis die Fliegen sie aufgefressen haben.
Ich grüße die Insel!
Wir machen derzeit Urlaub im Schwarzwald und genießen die guten Straßen hier. In Ungarn ist es meist kein vergnügen, mal Gas zu geben. Heute über einen kleinen Paß kam ein Daimler angeflogen. Ich gab tüchtig Gas, meine Frau verkrampfte sich in den Sitz. Der Daimler, wohl eine C-Klasse, war sicher nicht schlecht motorisiert, und so hatten wir unseren Spaß. In den ganz engen Kurven zog ich davon, auf den geraden Strecken kam er wieder ran. Als wir wieder unten waren und die Straße nur noch leicht schlängelnd durch die schöne Landschaft führte, nahm ich Gas weg und fuhr gemütlich mit 80 weiter. Der Daimler tat es auch und hielt 100 Meter Abstand. Hat wirklich Spaß gemacht.
Doch der schöne Hengst hat einen Fehler. Sein Motor stellt sich einfach während der Fahrt ab, das Getriebe geht in den Abschleppmodus. Das ist bisher so 30 oder 40 Mal passiert. Ich habe inzwischen vier Ford-Händler aufgesucht, alle zucken mit den Schultern, sagen, sie könnten da nichts machen. Nur Ernst und König aus Weil am Rhein gab wenigstens den Tip, Ford Köln nach Spezialisten zu fragen, die die beiden Updates für den Antriebsstrang aufspielen oder gleich eine Neuinstallation machen könnten.
Die Antwort aus Köln will ich hier nicht vorenthalten: (teilweise gekürzt)
“Wir bitten um Verständnis, dass wir aus Wettbewerbsgründen keine Empfehlungen zu einzelnen Ford Vertragspartnern aussprechen können. Unsere Vertragspartner sind juristisch und kaufmännisch eigenständige Unternehmen, die eigenverantwortlich handeln.
Alle unsere Vertragspartner vor Ort sind hervorragend ausgebildet und verfügen über die entsprechende technische Ausstattung.
Wir sind überzeugt, dass Sie bei unseren Partnern vor Ort gut aufgehoben sind.
Wir vertrauen auf Ihr Verständnis.”
Haben die überhaupt meine Mail gelesen? Diese Antwort ist nachgerade zynisch, wenn ich schreibe, daß vier Ford-Händler keinen Rat wissen und einer geraten hat, sie zu fragen.
Symptome eines untergehenden Landes?
Das mit dem Auto ist natürlich blöd. Wie geht es denn jetzt weiter? Es muss doch einen Spezialisten für den Mustang in Deutschland geben. Ich vermute, dass da eher irgendein Sensor eine Macke hat. Wie auch immer, ich drücke die Daumen. Und viel Spaß noch im Schwarzwald, da gibt es bestimmt traumhafte Strecken, auf denen das Auto mächtig viel Spaß macht.