Heute mal was zu interessanten Autos

Die ich am liebsten alle noch hätte

Liebe Leser,

wenn man auf der schönsten Insel der Welt wohnt, dann steht das Auto die meiste Zeit einfach nur dumm herum. Normalerweise gehe ich zu Fuß ins Städtchen. Dies schon deshalb, weil das Parken dort unverschämt teuer ist, sofern man denn überhaupt einen Parkplatz erhaschen kann. Nun ist das Klima auf dem Inselchen selbst im Hochsommer recht angenehm. Fenster im Auto runter und man hält es gut aus. Ganz anders als in Deutschland ist die Hitze bei uns nicht drückend und schwül, sondern es weht eigentlich immer eine frische Brise.

Ich bin bekanntlich ein begeisterter Automobilist, weil für mich alle Autos ihren eigenen Charakter haben. Solcher Müll wie z. B. Opel natürlich ausgenommen. Das sind Bekenntnisse zu automobiler Primitivität. Sie sehen nicht nur so aus, sie fahren sich auch so. Es sind im wahrsten Sinne des Wortes “Nutzfahrzeuge“. So ähnlich wie eine durchschnittlich ausschauende Frau. Natürlich kann man da sein Rohr drin versenken – und des Nachts sind bekanntlich alle Katzen grau – aber man(n) weiß halt mit was man da in der Kiste liegt und ist entsprechend abgetörnt. Nicht anders verhält es sich mit einem Auto.

Mercedes ist es heute auch nicht mehr, weshalb ich mich glücklich schätze vier ganz besondere Modelle zu besitzen.

Den allseits bekannten Erstserien 500 SL …

… weil er der wohl letzte automobile Gentleman ist. Ich fahre ihn inzwischen nicht mehr offen. Das wäre mir zu prollig.

Dann natürlich die olle Kreissäge W201 2.5 16V …

… weil sie (oder er) der erste ernsthafte Versuch von Mercedes war einen “preiswerten” Motorsportler zu bauen. Im Jahre 1993 ca. 95.000 DM teuer. Und heute richtiges Garagengold.

Und dann natürlich der himmlische C126 …

… eine Sänfte auf Rolls Royce Niveau. Kein Gentleman, sondern ein Grandsegnieur. Die automobile Definition von “seidenweich“.

Ach ja, und nicht zuletzt das perfekteste Auto aller Zeiten. die kleine Krawallvierrohrtüte CT63 6.2 AMG. Brutal schnell, brutal laut und mit ordentlich Ladevolumen gesegnet (eine Europalette geht problemlos rein). Auch nach über 10 Jahren immer noch rostfrei und recht hübsch anzuschauen …

… und mein einziger Benz, der nicht 100% im optischen Originalzustand ist. Eine kleine Bestie, die bei Bedarf aber auch halbwegs zivil kann. Heute schon eine Legende, weil danach nichts mehr in der Liga kommen wird, sondern nur noch Turbo-Plastik-PS. Schon der MOPF war optisch eine (r)echte Katastrophe.

Diese verhunzte Stoßstange mit den bescheuerten waagerechten Leuchten, die verweichlichten Powerdomes und der Kühlergrill für Arme.

Pfffh!

Motorisch ist die 530 PS starke Brabus-Variante meines Kumpels aber durchaus eine Wucht. Er ist allerdings irgendwie merkwürdig abgestimmt. Deutlich leiser als meiner, aber auf Hinterreifenkrawall gebürstet. Schmiert (bei nur 10 PS mehr) permanent und ist für den unbedarften Gasfuß mit etwas Vorsicht zu genießen. Ich schätze, dass Brabus das Elektrogaspedal einfach deutlich schärfer als ab Werk eingestellt hat. Allein den Sinn zu verstehen vermag ich nicht.

Wie auch immer. Mit alten Autos kann man heutzutage gut alt werden. Mir fehlt im kleinen AMG absolut nichts, ganz im Gegenteil, ich erfreue mich nachgerade der Ermangelung unsinniger “Fahrassistenzsysteme“.

Mit alten Frauen schaut es anders aus, sie taugen nichts. Da werden mir die meisten Kerle Recht geben, zumal wenn sie ihre Frauen diesen Blog nicht mitlesen lassen. Das ist aber jetzt nicht gegen die Frauen gemünzt. Es gibt auch sehr nette alte Damen, nur betrachten Männchen wie ich die Frau zuvörderst als Sexobjekt. Und da ist ab einem gewissen Alter – einhergehend mit der daraus resultierenden Optik – ganz einfach Schluss mit der Attraktivität. Nichts gegen eine gute Köchin. Aber in der Kiste möchte ich lieber junges, knackiges Gemüse.

Anders schaut dies bei den Autos an, denn das was heute gebaut wird ist so dermaßen uniformer Schrott, dass selbst ich teilweise nicht mehr erkennen kann, um welchen Hersteller es sich handelt. Autos sind schlicht und ergreifend langweilig geworden. Austauschbar wie deutsche Politiker.

Nehmen wir doch mal ihn hier:

Mit ca. 82 PS eine Wanderdüne. Aber was brauche ich denn auf der Insel mehr? Und bei dem Hochdach können die mich da eines Tages sogar im Rollstuhl rein schieben. Da gurke ich dann wie im Papamobil mit ins Restaurant.

Das Ding ist übrigens so geländetauglich wie der AMG, weil es nur Vorderradantrieb hat. Nichts weiter als ein hübscher Blender.

Nun, noch bin ich aber voll im Saft und habe keinerlei Zipperlein. Außer dem, dass ich nach zu langer Bettlägerigkeit ab und an Rückenschmerzen bekomme. Es ist wirklich ein Kreuz, wenn man große Teile des Tages im Bett verbringt.

Sportwagen sind ja bekanntlich eine Leidenschaft von mir, und für diesen hier stand sogar mein ehemaliger TVR Griffith entwicklungstechnisch Pate.

Alejandro de Tomaso had been a fan of the design work done by Marcello Gandini, so Gandini was called to Modena to discuss the job of styling the new De Tomaso project. To show him the character and feel of the desired product, Gandini was driven around in a TVR Griffith. He was ultimately commissioned for the styling job, and was given the instruction that the folding roof mechanism on the De Tomaso be similar to the multi-position roof used by the Griffith.

Gandini designte u.a. den Lambo Miura und Countach. Dazu noch den Lancia Stratos und den Maserati Quattroporte IV. Und noch viele wunderbare Autos mehr.

De Tomaso Biguà. Später wurde er dann nach dem US-Importeur Qvale Mangusta benannt. 320 PS aus einem 4,6 Liter Ford V8. Den kann man mit einem Hammer und einer Brechstange reparieren. Optimal für die Insel also. Er läuft mit seinen 320 PS auch 250 km/h. Und mehr brauche ich nun wirklich nur mal ganz ganz selten.

Schön ist sicherlich anders, aber geil muss eben nicht immer schön sein!

Und der Hintern erinnert mich so verdammt an meinen Griff.

Ich steh ja nicht auf dicke Hintern. Aber die beiden haben was.

Das Teilchen gibt es im Moment für 25.000 EUR bei mobile zu erstehen. Leider bin ich nur ein alter, grauer und bitterarmer Mann (was auch maßgeblich an der mangelhaften Spendenbereitschaft vieler Leser hier liegt) 🤪 …

… und muss zuerst z.B. den W201 verkaufen, um mir den De Tomaso vor die Türe stellen zu können. Dessen Vorteil im Vergleich zum R129 500 SL liegt zweifellos darin, dass er nicht von Verdeckschlitzern belästigt werden dürfte.

Für 25.000 EUR ist das meines Erachtens jedenfalls eine echte Vernunftskarre. Und natürlich auch der ultimative Hingucker. Oder – jetzt mal ganz ehrlich – wussten Sie überhaupt, dass dieses Auto existiert?

Das hier bekommen Sie in Deutschland inzwischen für einen Appel ohne Ei (3.900 EUR) hinterher geworfen.

Verchromte Stoßstangen und bei Jaguar abgeschaute Felgen. Das ist allerfeinster US-Luxus mit Knautschleder at its best.

In so einem Teilchen wird “The Donald” sich garantiert mal den dicken Rüssel von einer Edelnutte sauber gelutscht haben lassen. Das ist die ehemalige US S-Klasse. Das ist der Buick Park Avenue. Und die gibt es bekanntlich in New York und sie gehört zu den teuersten Wohngegenden weltweit.

Wenn ich nicht Eier aus Stahl hätte, und einen Schwanz, der jeden Neger neidisch machen würde, dann käme ich auch mit so etwas gut zurecht.

95 PS, keine 80.000 km, Klima, Sportsitze und puffrotes Volleder noch dazu. Das alles für unter 2.500 EUR VB.

Und dieses praktische Handschuhfach!

Ich hatte den Ford Ka mal für zwei Tage als Leihwagen, als ich mit meinem TVR 280 S1 in Duisburg liegen geblieben war. Das Ding ist gefühlt breiter als lang. Hat mich vom Fahrverhalten sehr an meinen Mini Mk II erinnert. Ein absolut amüsantes Autochen.

Nun geht es ja darum, dass man für möglichst wenig Geld an schicke Autos kommt. Alte Leute wie ich sollten ihr Geld besser in Alkohol investieren können, um sich möglichst gut gegen die allfälligen Übel und Krankheiten des alltäglichen Lebens immunisieren zu können. Und ab einem gewissen Alter ist günstige Mobilität eben wichtiger als elegante oder gar hochmotorisierte Mobilität. Und dennoch ist eine Solche möglich. Man darf halt nur nicht allein in Deutschland Ausschau halten.

Den Preis kann der sich natürlich abschminken. Den bekommen Sie auch für die Hälfte. Oder Sie schauen einfach mal in Frankreich danach. Gemütlich schaut der jedenfalls innen auch aus.

Ich mag das Auto ungemein aufgrund seiner überaus klaren und komplett unaufgeregt eleganten Linie. Das war sozusagen noch der französische Mercedes, derweil Mercedes heute so etwas wie der chinesische AMG ist.

Jacques Chirac fuhr übrigens auch einen.

Aber was sollte ich damit auf der Insel? Damit komme ich auch nicht die schmalen Straßen bis runter zur Tartuferia Bora Bar in Rovenska. Der alte Zausel von einem Chef dort fährt einen R4 …

Die R4 sind seinerzeit in Jugoslawien gebaut worden. Aber Nein, “das möschte ich nischt“.

Mein Favorit wäre unter allen relevanten Gesichtspunkten der hier. Dann laufe ich halt auch weiterhin ins Restaurant.

Der ist auch für verarmte alte Knacker wie mich noch bezahlbar. Der italienische Präsident fährt ihn übrigens auch. Für mich so etwas wie die Inkarnation der unter Koks gezeichneten Mafialimousine.

Und nun knien Sie bitte nieder vor dem Innenraum.

Die Sitze sind “handcrafted by Poltrona Frau“. Mehr an Lederluxus werden Sie aus Italien nicht erhalten können! Der Thesis ist vermutlich der opulenteste Lancia aller Zeiten, markiert aber gleichzeitig den Untergang der Marke.

Ich bin ja ein großer Lancia-Liebhaber …

Waittimer: Lancia Lybra 2.4 jtd

… und der Thesis ist für mich eine absolute Designikone.

Aber er kam einfach zur Unzeit. Fiat konnte keinen italienischen Luxushersteller edler Limousinen mehr brauchen. Der Markt bediente sich eh schon längst im Ausland. Oder bei Maseratis Quattroporte …

…, der mit seinem V8 natürlich in einer ganz anderen Liga spielte.

Hätte Lancia seinerzeit ein Auto mit der Optik des Quattroporte und einem 4- oder 6-Zylinder zum Preis des Thesis gebaut, dann hätte Lancia bis heute überlebt. So aber tat es Maserati, die bis heute einen ganzen Haufen von teils pottschäbbigen Autos produzieren.

Ganz ehrlich, ich hätte mir den Thesis seinerzeit aber auch nicht gekauft. Nicht einmal gebraucht. Leisten können hätte ich ihn mir jederzeit sogar neu. Aber was nicht ist, das kann ja noch werden.

Und dann laufe ich halt weiter zu Fuß nach Rovenska.

Manchmal – aber nur manchmal – denkt ein Mann eben doch noch über neue Spielzeuge nach. Und – ich weiß nicht wie es Ihnen geht – mir machen sie auch gebraucht noch Spaß.

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Woas? Diese 4 Autos besitzen Sie? Gratuliere. Ich wusste nur vom C63 und dem SL. Wo stehen die beiden anderen? Hoffentlich nicht im Freien.

Ein Traumwagen war mal der RX-7 von Mazda. Geschmeidig. Soff aber wie ein Loch. Machte nichts. Im 5. Gang mit 50kmh? Kein Problem. Biturbo. Man lag im Auto. Der kleine Schaltknüppel knackte schnell. Mit dem Handgelenk geschaltet. Den hab ich supergut verkaufen können, da 1992 ein Exot. Da hab ich Asche gemacht.

Ein anderer – absoluter – Männertraum mein Lancia Delta Turbo. Eine Fahrmachine. Leider rostig wie die Frau von Macron am Ende. Dennoch Italia at it’s best. Ich war mit dem auch in Italien. Oioioi. Menschen kamen und wollten Bilder schiessen. Schön. In Deutschland nur Neid und Missgunst.

Dann ein BMW Z3 mit V6. Auch nicht übel. Hab den auch herrichten lassen. Und später verkauft. War spassig, aber als Alltagsauto unpraktisch. Die Leistung irre. Fahrwerk wirklich genial. Qualität auch gut, solide gebaut. Schwere Türen. Das war überraschend. Aber mehr als 2 Kisten Bier passten nicht rein. Auch kein Gepäck für längere Urlaube. Aber dennoch ein echt gutes Auto. Das Design ist immernoch zeitlos.

Und ich liebe ja eigentlich Handschaltung. Da hab ich die komplette Kontrolle über ein Auto. Der Lexus ist da anders. Das ist aber japanisch. Und macht somit wieder Sinn. 8 Gänge. Da kann man nett schalten über die Wippen. Der V8 reicht mir. Ich brauch nicht die Kraft des C63. Das ist übermässig viel. Ich fahr nicht mehr gerne schnell. Der Virus ist weg. Lachen Sie nicht: Ich fahr sogar oft nur 120. Ich habs nicht eilig. Und das Benzin ist mir auch zu teuer. Und der Verschleiss in Folge von Schnellfahren muss auch nicht sein.

Mein Lexus ist untendrunter komplett versiegelt. Das hab ich sogar selbst gemacht. Mein Mechaniker hat dumm geguckt, als ich Dosen an Zinkspray, Auspuffspray und Spezial-Versiegelungswachs bestellte. Und da hab ich die Kiste komplett in ca. 2 Stunden eingesprayed. Da rosten nichts mehr. Nichts.

Aber darauf kommt ja keiner in Doofland. Die Achillesferse des Autos ist der Unterboden und die Radkästen. Da kommt Wasser rein und frisst, wenn irgendwo ein Loch ist. Und dann gehts los. Dann kommt man paar Jahre später zum TÜV und die Kiste fällt auf der Hebebühne auseinander. Siehe Delta. Musste den direkt stilllegen. Weil nichts am Auto versiegelt war. Teure Erfahrung. Sehr teure sogar. Weil es mir auch das Herz brach. Denn der war unangefochten mein Liebling. Dazu auch die schönen Erinnerungen. Und ich musste mir direkt ein neues Auto kaufen. Das kam dazu. Ich war angepisst hoch drei und kaufte mir erstmal ein altes Nutzauto. Einen Golf GTI. Aber alt.

Und Opel fährt nur der Popel. Haben es nicht hinbekommen, Autos zu bauen, die Emotionen wecken. Einer meiner Verwandten fährt Opel bis zur Vergasung. Ja und so tritt er auch auf. Wie der Spiesser aus dem Lehrbuch. Aber gekotzt hat er, als er damals den BMW sah. ‘Ich kann mir das auch kaufen.’ Ja, dann mach es doch! Und noch das Bilsteinfahrwerk rein, und die 19″-Felgen, hinten noch breiter. Jajaja. Kaufen kann ich mir das auch. Danke fürs Gespräch. Fuck off. Wenn der Neid schon aus den Ohren läuft, hat sich sicherlich das Resthirn verflüssigt.

Ich finde es gut, wenn Leute die alten Autos lieben. Denn es gibt viel zu lieben an dieser Zeit, an der Denkweise der Konstrukteure. Ja gut, bis auf Lancia. Die Wichser. Aber dennoch.

Z.

Der Admiral der Sternenflotte 👍

Ich lasse es auch ruhiger angehen, G11. Und nein, der Teilchenbeschleuniger wird nicht verkauft.