Derweil mein lieber Kumpel hier war, habe ich mein Portemonnaie verloren. Auf dem Weg von Robis Piccolo Paradiso zu mir nach Hause, was eigentlich gar nicht möglich ist, da es sich nur um wenige hundert Meter handelt. Im Portemonnaie befanden sich umgerechnet knapp 270 EUR. Geschenkt. Das Schlimmste war für mich die Tatsache, dass ich einfach nicht nachvollziehen konnte, wo, und vor allem wie, ich es verloren haben könnte. Gestohlen wird hier nicht, und es hatte auch keiner die Gelegenheit dazu.
Gut, die beiden Herren hatten sich mit (Robis hausgemachtem) Sliwowitz zulaufen lassen und meine Vermutung ist die, dass ich es auf der Toilette vergessen habe. Ärgerlich ist es dann allerdings, wenn der Kumpel am nächsten Tag behauptet, dass er mir das Portemonnaie noch in die Hand gedrückt habe, als wir von Tisch aufstanden, wobei aber ausgerechnet ihm Robis Sohn noch den Schlüssel des AMG hinterher tragen musste, den er auf dem selben Tisch vergessen hatte. Nicht dass Sie mich falsch verstehen. Mein Kumpel klaut niemals nimmer mein Portemonnaie. Mich nervt allein seine vermutlich falsche Erinnerung.
Wie auch immer, ich war einigermaßen gekekst, vor allem aber deshalb, weil ich für mich selbst keine plausible Erklärung über den Ort und die Weise des Verlustes hatte. Und da halfen mir die – sicherlich gut gemeinten – Erinnerungsauffrischungen meines Kumpels nun auch nicht wirklich weiter.
Ich hasse es mir mein Hirn über derlei Dinge zu zermartern. Das ist in etwa genau so sinnvoll, wie sich die Frage zu stellen, warum es Frauen regelmäßig nicht auf die Kette bekommen mit mir ein langfristiges Einvernehmen zu finden. Oder die Suche nach einer verlegten Brille. Kennen Sie das vielleicht? Es ist so überflüssig und sinnhaft wie ein Kropf, aber fahren Sie mal zügig ohne Brille. Ich jedenfalls kann es nicht mehr. Vielleicht sollte ich mir einen Käfer kaufen…
Nun muss ich am 10.09. die Einkommenssteuer für das dritte Quartal überweisen. Ganz unabhängig davon, dass ich das in Drecksland nicht mehr gerne tue, ergab sich nun ein kleines Problem mit meiner Bank. Denn ich war mit der Geldbörse auch der EC-Karte verlustig gegangen. Und ohne diese kann ich keine TAN erzeugen. Ich kann also vierhundertmal mit meiner Bank sprechen, denen die letzten Buchungen aus meinem Online-Banking vorlesen und selbst von einer anderen Bank Geld unter Bezugnahme auf den Namen meiner Bankberaterin, meiner Steuernummer und den Verwendungszweck ESt 03/19 überweisen. Es hilft nichts, die Sparkasse nimmt keine telephonische Zahlungsanweisung entgegen.
Sodann schickte ich noch einen Farbscan meines kroatischen Personalausweises, meines deutschen und meines kroatischen Reisepasses hinterher. Vergessen Sie es, ich könnte ja schließlich auch ein Kofferdieb sein, in dem sich all die Unterlagen befanden, also im Koffer, nicht in dem Dieb. Ich erkläre der Bank welche Kredite für welche Objekte und in welcher Höhe ich über sie aufgenommen habe. Obwohl die Kredite alle längst abbezahlt sind, könnte ich diese Unterlagen ja auch in meinem gestohlenen Koffer mitgeführt haben.
Drei Tage habe ich wegen diesem Scheiß (dieses Scheisses) mit der Bank telephoniert und mir alternative Lösungen überlegt, z.B. die, dass mir eine Kundin Geld auf mein kroatisches Konto überweist. Da es sich um eine international operierende Firma handelt, wäre das der deutschen Steuer noch nicht einmal aufgefallen. So hätte ich wenigstens Geld für mein Leben auf der Insel. Andererseits möchte ich aber nicht, dass das deutsche Finanzamt meine Auslandskonten kennt. Man weiß ja schließlich nie, was denen eventuell eines Tages noch so einfällt. Vor allem möchte ich aber nicht Steuern hinterziehen. Das lohnt sich einfach nicht. Und was sollte ich damit schließlich auch anfangen?
Sollte ich z.B. mal 15.000 EUR in Deutschland abheben und die Anwaltstante wäre kurz danach tot, dann müsste ich mir vermutlich sogar den Vorwurf gefallen lassen, dass sie in meinem Auftrag liquidiert wurde. 😉
Ich telephonierte sodann mit der Kasse des Finanzamtes, wo ein sehr netter Herr arbeitet. Mit diesem besprach ich die Möglichkeit einer eventuellen Stundung, nachdem ich ihm die Problematik erläutert hatte. Er war grundsätzlich nicht abgeneigt, schlug mir aber vor doch künftig einen Lastschrifteinzug zu vereinbaren. Daraufhin erzählte ich ihm die Geschichte, wie das FA Wuppertal seinerzeit aufgrund einer völlig hirnrissigen Schätzung erst 70.000 EUR Einkommenssteuern von meinem Konto abbuchen wollte – was mangels Deckung nicht klappte – und mir dann 35.000 “zurück” überwies. Ich habe mich kaputt gelacht, bin sofort zur Bank gefahren, habe mir die 35.000 auszahlen lassen, sie in ein Schließfach bei der Deutschen Bank gebracht und bin alsdann zum Finanzamt gefahren, um dem Vorsteher dort mitzuteilen, dass ich mich sehr über das geschenkte Geld gefreut und es deshalb auch umgehend im Puff mit bildhübschen Ostblocknutten verprasst habe. Das nennt sich fachjuristisch “Entreicherung“.
Glauben Sie es mir, das war das erste Mal, dass ich sozusagen live mit angesehen habe, wie jemand einen Herzinfarkt erleidet. Der FA-Vorsteher wurde kreidebleich, griff sich an die Brust und konnte nicht mal mehr “A” sagen. Ich ging laut lachend davon.
Ok, am Ende habe ich dem armen Mann das Geld ein paar Tage später in bar vorbei gebracht, mir den Erhalt vor einer Zeugin ordnungsgemäß quittieren lassen und hoffentlich ist er jetzt ein wenig schlauer. Zumindest was ehrliche Steuerzahler wie mich betrifft!
Nun gab es eine völlig irrwitzige Situation. Mir wurde von der Finanzkasse mal das Konto bei der Sparkasse gepfändet, weil ich nicht damit gerechnet hatte Grundsteuer für ein Häuschen auf einem Pachtgrundstück zahlen zu müssen. Ich hatte also entsprechende Post seitens des FA nicht geöffnet und – zack die Bohne (liebe Gina-Lisa, Du warst mal echt süß, bevor Du zur Arapschlampe verkommen bist)
– eines Tages kam die Kontosperre. Darauf hin rief ich die Bank an und bat darum den Betrag zu überweisen. Gar kein Problem. Niemand wollte meinen Personalausweis oder sonst irgendwas sehen. Die Überweisung wurde umgehend getätigt und das Konto danach sofort wieder freigegeben.
Jetzt versuchen Sie bitte aber mal als logisch denkender Mensch einem Juristen bei der Sparkasse zu erklären, dass ich geneigt bin genau dieses Verfahren zu erzwingen, weil man die Überweisung an das FA ja nicht auf meine Anweisung hin tätigen möchte, bloß weil ich mich nicht durch meine EC-Karte legitimieren kann. Die Sparkasse stellt übrigens auch keine prophylaktische Ersatzkarte aus, nicht einmal gegen irgendeine noch so hohe Gebühr. Ich hätte also das FA darum bitten müssen eine umgehende Kontopfändung einzuleiten, damit die Sparkasse auf meine Anweisung hin das Geld überweisen darf. Und zwar mit folgender – idiotischer – Begründung: “Wenn das Konto gepfändet wurde, dann müssen Sie oder wir das Geld ja sowieso überweisen. Und da Sie es wegen der Pfändung nicht können bleiben ja nur noch wir.”
(Dummerweise klappt das nicht. Das FA darf erst nach einer angemessenen Frist und mehreren Vorwarnungen Konten pfänden. Ephraim Kishon – Gott hab ihn selig – dürfte sich inzwischen in seinem Grab rotierend kaputt lachen.)
Aha, aber wenn ich vor der Pfändung darum bitte, damit das Konto eben nicht gepfändet wird, dann glauben die Deppen mir nicht, dass ich ICH bin, und dem Finanzamt Geld überweisen möchte, sondern denken, dass ich ein Kofferdieb sei, der fließend Deutsch spricht, alle Kontoinformationen kennt, alle Kreditverträge usw. und nun von einem Konto, dessen Kontostand ihm natürlich wegen des Onlinebankingzugangs ebenfalls bis auf den letzten Heller bekannt ist, für einen völlig fremden Menschen absolut gleichen Namens beim Finanzamt unter Angabe von dessen Steuernummer widerrechtlich dessen Einkommenssteuervorauszahlung begleichen will.
Ja, habt Ihr sie eigentlich noch alle?!!!
Aber – oh Wunder – am Ende kam es doch zu einer Einigung zwischen der Sparkassenbürokratie und mir. Ich erlaubte mir die freche Frage, ob denn die Sparkasse bereit sei den Betrag auf das Konto des Finanzamtes zu überweisen, wenn ich denen einen Scan des Steuerbescheides schicke. Denn der könne ja doch eigentlich allein bei mir eingehen. Wobei das Quatsch ist, so etwas fälsche ich Ihnen schneller als Sie dabei zuschauen können. Damit war die Sparkasse aber glücklicherweise einverstanden. Also rief ich bei der Finanzkasse des FA an. Dort wurde mir mitgeteilt, dass der Bescheid am 02.09. raus geht und heute erhielt ich ihn per Email.
Inzwischen hatte sich die Angelegenheit allerdings schon erledigt, da mich die Polizei angerufen hatte, weil mein Portemonnaie (incl. EC-Karte) gefunden wurde. Die Geldbörse wurde vom Direktor der Kripo in Empfang genommen, der über einen Gastronomen ein entfernter Bekannter von mir ist. Er sah die EC-Karte, erinnerte sich an meinen Namen, und fragte nach wo ich wohne. Der Wirt nannte ihm den Namen meiner Nachbarn. Und so schloss sich der Kreis recht schnell.
Schön geschriebene Geschichte.
Das ist ja gut, dass Sie es wiederbekommen haben. Für mich auch eine grauenhafte Vorstellung, alle Papiere erneuern zu müssen. Ich hab da gute Erfahrungen mit der Spardabank. Da konnte ich eine verlorene EC-Karte gleich sperren lassen und bekam zügig eine neue.
Die Geschichte mit der FA klingt wirklich irre. In den Ämtern laufen zu viele Verrückte rum. Ach überall. Es ist grauenhaft mit denen. So viel Inkompetenz. Man denkt es läuft aber ne ne.
LG Z.
Die Karte konnte ich auch direkt telephonisch sperren lassen. Was aber noch viel besser war, ich konnte sie auch wieder reaktivieren lassen. Das hatte ich vergessen zu berichten. OK, ist jetzt heutzutage vermutlich keine technisch sonderlich komplizierte Aktion. Aber das war in der Tat nach dem Rückerhalt der Karte meine größte Sorge, als mein Kumpel mir sagte, dass die Sparkasse München ihm nach Verlust der EC-Karte das Ding (auf seinen Wunsch hin) gesperrt hatte, und sie nicht wieder entsperren konnte. Das wäre der Supergau für mich gewesen. Karte zurück und die Bank kann trotzdem nicht überweisen.
Das FA muss ich in Schutz nehmen. Die sind da superkorrekt im amtlichen Sinne. Extrem bürgernah, freundlich und teils sogar wirklich menschlich sympathisch, selbst am Telephon.
Geh zur DKB. Da geht das auch im Ausland relativ unbürokratisch … Möglicherweise nicht in dieser Situation, aber …
Ist eine Überlegung wert, zumal die Sparkasse ihre Gebühren gefühlt im Monatszyklus erhöht.
Oh, ich hatte das falsch verstanden mit der FA. War aber auch sehr krank die ganze Woche und nicht so klar drauf, weil mein Organismus gesponnen hat. Ich hab da an was ganz anderes gedacht, weil ja auch wieder so viele Sachen durch die Medien getankt werden, die einem das Hirn verdrehen. Ihre Artikel werden von der schriftlichen/Inhalte Güte immer besser. Und sie wirken ruhiger seit Sie aus DE weg sind. Ich jedoch einige sehr schlechte Kundenerfahrungen machen dürfen. Da werde ich sehr mieslich. Vielleicht hat das auch zur Krankheit geführt.
Yo, DKB👍 Da gibt es ein gutes Bundle Card+MM. Musst Dir halt nur noch ein richtiges Auto kaufen…
Bin für jeden Vorschlag sehr verbunden. Es soll auch Leute geben, die den neuen Mazda MX-5 mögen. Die Tage noch eine recht süße Puschi am Strand eingewiesen. MX-5 mit Hardtop.