Mein Leben ohne Frau

Teil 486

Liebe Leser,

Sie werden es nicht glauben. Aber ich stand unlängst per E-Mail mit einem vermutlich recht attraktiven Mädelchen in Kontakt. Sie mag heillos übermotorisierte Motorräder – was mir ja schon grundsätzlich Angst bereitet – fährt die Dinger auch auf der Rennstrecke (gruselige Vorstellung) und findet meinen ollen gebrauchten schwarzen Kleinlaster sogar gut. Nebenbei ist sie ziemlich intelligent und hat von Deutschland inzwischen auch die Schnauze gestrichen voll, weshalb sie über eine Auswanderung nachdachte.

Eine ältere Dame aus Deutschland, die lange Jahre mit einem vermögenden (inzwischen verstorbenen) Kroaten verheiratet war, hat sie dazu bequatscht, dass sie einen Kurs “Kroatisch für Doofmichels” belegt. Ich habe ihr schon geschrieben, dass sie es niemals schaffen wird auch nur den Zungenschlag (Naglasak) zu beherrschen. Von den Feinheiten der Grammatik ganz zu schweigen. Das macht indes nichts, denn wir freuen uns den sprichwörtlichen Keks, wenn irgendwer unsere komplizierte Sprache zu erlernen mag.

Letztens habe ich im deutschen Kroatien-Forum mal ordentlich was rausgehauen.

Liebe Mitforisten,

 

ich bin gebürtiger Kroate, spreche muttersprachliches Kroatisch und lebe seit 2012 (seit meinem 42sten) weit überwiegend im schönen Mali Losinj, welches sich seither zu so etwas wie dem Saint-Tropez Kroatiens entwickelt hat. Ich kenne die gesamte kroatische Küste, auch wenn ich kein Segler bin. Als Einheimischer habe ich natürlich ganz andere Kontakte als der “gemeine” Tourist und kenne Restaurants, die dieser überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen würde.

 

Ich verdiene mein Geld übrigens nicht mit dem Tourismus, sondern bin Privatier. Meinen Unterhalt bestreite ich durch die freundlichen Mieter meiner deutschen Wohnungen. Ab und an arbeite ich zum Spaß noch das ein oder andere Stündchen per VPN bei Kunden in Deutschland. Ansonsten verbringe ich meine Zeit in den hiesigen Cafés und Restaurants.

 

Was mir inzwischen mächtig auf den Keks geht ist das Gejammer vieler Deutscher über die gestiegenen Preise. Wenn ich Russen oder Italiener im Restaurant sehe, dann brauchen die oft gar nicht die Karte, fragen nicht nach den Preisen, sondern bestellen einfach das was sie gerne essen würden. Und wenn es gerade keinen Hummer gibt, dann sind zumindest die Skampi da. Schmecken ja auch gut. Was ich von den Deutschen die letzten Jahre gesehen habe ist schon beinahe peinlich. Da wird über die gestiegenen Preise für Cevapcici (Drecksfraß, kaum ein Insulaner hier isst sowas) gejammert. Die wahren Köstlichkeiten wie eine Pasticada oder eine Przolica kennen die Deutschen ohnehin nicht. Dafür aber die große gemischte Fleischplatte, welche viele Restaurants am liebsten gar nicht mehr anbieten würden, weil sie das für unter ihrem Niveau erachten.

 

Kroatien ist nicht mehr das billige Jugoslawien, sondern inzwischen in Teilen eine der exclusivsten Destinationen der Welt. Mir wurde schon zugetragen, dass hier einige am liebsten die Campingplätze schließen würden, um dort z.B. Golfressorts zu errichten. Diesen Sommer hatten wir sowas wie eine einzige Yachtenparade. Leider können mehr als zwei 60 Meter Pötte nicht im Hafen anlegen, zumal ja die kleinen Luxuskreuzfahrer auch noch ihren Platz brauchen. Und die liegen dann teils zu viert Seite an Seite nebeneinander, was man den Luxusyachtbesitzern natürlich nicht zumuten kann.

 

Vielleicht kommt das jetzt etwas hochnäsig rüber, aber ich bitte einfach mal zur Kenntnis zu nehmen, dass man für ein 0,5er Bier im 5-Sterne-Hotel eben inzwischen 39 Kuna zzgl. Service-Charge berappen muss und in der günstigsten hiesigen Kneipe nur 16. Ansonsten sind in den Cafés 20 Kuna üblich, was im Vergleich zu Deutschland immer noch recht preiswert ist. Mit ca. 25 EUR kommt man für ein Mittagessen recht gut zurecht und zumindest in der Vorsaison bieten einige Restaurants noch die sog. “Marenda” an, ein günstiges Mittagsgericht. Natürlich bekommt man hier kein 350g Rinderfilet mehr für 15 EUR. Das liegt bei ca. 170-200 Kuna. Aber was kostet es denn inzwischen in Deutschland?

 

Die Kroaten sind übrigens nicht mehr arm. Ich kenne hier auf der Insel Leute, die allein mit dem Tourismus 80.000-90.000 EUR pA umsetzen. Natürlich treibt sowas auch die Preise. Und ebenso natürlich arbeiten diese Leute außerhalb der Saison nicht bzw. schließen ihre Lokale, weil sie ihr Geld verdient haben. Wir Kroaten arbeiten um zu leben und leben nicht, um zu arbeiten. Und Einheimische bekommen hier in den Restaurants übrigens auch keine anderen Preise als Touristen, wie ich es teils schon irgendwo lesen musste. Auch panschen wir keinen Bootsdiesel und bescheißen nicht, was uns inzwischen auch gerne nachgesagt wird. Aber so langsam wächst unser Unmut vor allem über die Deutschen, die sich immer noch als etwas Besseres vorkommen, derweil sie mit immer kleineren Autos anreisen und in den Restaurants herumgeizen. Solche Leute mögen doch bitte nach Italien fahren, wo sie praktisch nirgendwo unbezahlt an den Strand dürfen.

 

Als echter Einheimischer muss ich mich an dieser Stelle einmal auskotzen, denn ich nehme auch von vielen Gastronomen wahr, dass die Deutschen immer unbeliebter werden. Ja, die Italiener sind laut und nervig, aber sie genießen ihren Urlaub und schauen nicht aufs Geld. Den Russen ist das Geld ohnehin egal und die Niederländer trauen sich gar nicht vom Campingplatz. Die Japaner tragen lange Hosen und einen Sonnenhut. Dann aber kommt der Deutsche in kurzen Hosen und hässlichen Sneakern mit ärmellosem T-Shirt auf seinem Elektrobike daher, steht vor dem Café, schaut auf die Preise und geht sich dann im Tisak eine Flasche Wasser kaufen. Das kann ich mir nicht mehr ansehen. Ebenso wenig wie die slowenischen Bauern. Die werden hier inzwischen von manchen Kellnern nur noch auf Englisch bedient. Dumm nur, wenn sie es selbst nicht sprechen, denn Slowenisch versteht hier absichtlich kaum einer mehr und – siehe da – sie sprechen irgendwann doch alle Kroatisch.

 

Ich frage mich was eigentlich eine Kugel Eis inzwischen auf Sylt kostet, einmal abgesehen davon, dass ich da nie wieder hinfahren würde. Warum fahren die Deutschen denn nicht an den ach so schönen Goldstrand in Bulgarien? Da ist es noch richtig schön billig. Dafür kann man da sein Smartphone allerdings auch nicht unbeaufsichtigt am Strand liegen lassen. Was denken die Deutschen über Kroatien? Etwa, dass ein Land mit beinahe flächendeckendem 5G und selbst auf der Insel 250 MBit schnellem Internet noch zur Dritten Welt gehört? Bekommt doch erst mal Euer eigenes Drecksloch infrastrukturell auf die Reihe und werft die vielen Kostgänger raus, die Euch über 60 Milliarden EUR jährlich kosten. Dann könnt Ihr Euch auch einen Kroatienurlaub ohne Rücksicht auf die Kosten leisten.

 

Ich schreibe das hier nicht als kroatischer Patriot. Ich habe ganz Südeuropa bereist, in den besten Hotels logiert und den feinsten Restaurants gegessen. Aber nirgendwo ist es so schön wie in Istrien/Kvarner und besonders auf Losinj. Es gibt keine Hotelburgen und kaum Ausweisung neuer Bauflächen. Dafür wird der Andrang immer größer und nicht gerade wenige Menschen hier wünschen sich einen höherwertigen Tourismus als Deutsche in kurzen Hosen, Socken und Sandalen. Deshalb werden die Preise angezogen. Wir wollen keine VW-Fahrer mehr hier haben und auch keine Segelboot-Selbstversorger. Natürlich wird das jetzt manche Mitforisten empören, die in ihrem ewigen Neokolonialismus und schon als Jugoslawienurlauber auf dem Campingplatz der Meinung waren, dass sie uns Kroaten etwas Gutes tun. Aber die Zeiten ändern sich nun einmal und wenn ich alle Fakten berücksichtige, dann führt an einem teuren Kroatien trotzdem kein Weg vorbei. Man kann es leicht mit dem Auto erreichen, die Menschen hier betrügen nicht und das Wasser ist ebenso sauber wie die Landschaft. Wer hier übrigens den meisten Müll irgendwo liegen lässt, das sind leider die Touristen.

 

Als Alternative empfehle ich die Türkei. Die Deutschen haben die Türken doch so lieb. Da gibt es lecker Döner “mit Alles” für 2,50 EUR und die Köfte sollen den Cevapcici nicht unähnlich sein. Es tut mir leid, aber hier haben wir eher Prsut, istrischen Trüffel und adriatischen Tintenfisch, aber der kostet halt etwas mehr als die Importware aus Patagonien. Bloß, wie viele Deutsche würden überhaupt den Unterschied schmecken? Und so ein Lamm vom Drehspieß hat eben auch seinen Preis. Oder wie wäre es mit Mallorca? Da bekommt man sogar eine Currywurst und kann sich ganz wie zuhause im Pott fühlen. Ich habe in einem Hotel in Vrsar vor einigen Jahren sogar mal eine deutsche Familie gesehen, die ihre ALDI-Remoulade mit an den Frühstückstisch brachte. Plemplem!

 

Srdacan pozdrav iz Hrvatske

Darauf hagelte es von den Michis bitterböse Antworten. U.a. dass Veli Lošinj doch viel schöner sei als Mali Lošinj.

Fraglos ist es da schön. Weshalb ich auch ab und an die 10 Minuten bis dort hin fahre, im Örtchen parke …

… und einen verlängerten Cappuccino trinken gehe. Anders als den gemeinen Tourimichel begrüßen mich die Möwen dort allerdings beim Vornamen.

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Das Häschen mag den MG TF und hatte mal einen. Kennen Sie den noch?

Das war eine maximal mit 136 PS motorisierte kleine Heckmittelmotorschleuder mit Hinterradantrieb. Also ein wirklich mädchenkompatibles Auto, selbst ohne Traktionskontrolle. Der würde hier sogar noch locker neben den C63 auf meinen Parkplatz passen, ist er doch nur 1.630 mm breit. Und 136 PS sowie 220 km/h reichen für die Insel allemal.

Nun lebe ich bekanntlich aber schon recht lange unbeweibt und habe auch keine Ahnung, wie sich das noch anders entwickeln könnte. Vielleicht lernen wir uns mal irgendwann kennen und ich wäre ihr sicherlich sehr gerne behilflich sich in Kroatien einzufinden. Aber ich muss einfach nicht mehr alles ins Bett locken was ich apart finde. Die Zeit der Kerben im Bettpfosten ist vorbei. (Hat ein ehemaliger Schulkumpel von mir tatsächlich so gemacht)

Bin ich jetzt asexuell? Nö, eigentlich nicht. Aber immer wenn ich dachte, dass man einfach nur Spaß haben kann, dann wollten die Frauen irgendwann Liebe von mir. Da reichte es nicht aus zu sagen: “Ich hab Dich lieb“. Nein, da musste immer das maximal größte L-Wort her. So bin ich indes nun mal nicht. Ich habe Gefühle, aber ich trage sie nicht nach Außen. Das wiederum soll aber heute in zumindest Doofland inzwischen unpopulär sein. Gefragt ist dort das im Haushalt mithelfende Weichei. Aber wo liegt denn das Problem? Wenn das Weibchen etwas Anständiges auf den Tisch stellt, dann bringe ich doch anschließend gerne den Müll runter. Ein kleiner Verdauungsspaziergang tut schließlich immer gut.

Ich alter Macho habe vor langer Zeit mal den Crash der recht niedlichen Formel 3 Pilotin Sophia Flörsch kommentiert.

Darauf kam kein Rekommentar mehr. Warum Frauen keine Chance in der Formel 1 haben? Weil sie einfach nicht so bescheuert sind wie wir Kerle. Wenn ich mich an meine wildesten Überholmanöver hier auf der Insel erinnere, da wäre selbst jeder F1-Fahrer vor Anbetung auf die Knie gefallen. Aber damals fühlte ich mich emotional auch irgendwie und immer gehetzt. Was – Gott sei Dank – inzwischen vorbei ist.

Inzwischen präferiere ich es langsam zu leben. Und stressfrei. Wozu sollte ich mich denn noch antreiben? Brauche ich Geld? Nö! Benötige ich Stress? Auch nicht wirklich. Aber was – neben dem Job – verursacht bei Männern für Gewöhnlich den meisten Ärger? Jepp, es ist das Weibsvolk. Und so oft in meinem Leben habe ich mich gefragt warum eigentlich.

Nun ja, des Häschens E-Mail-Adresse meldete irgendwann auf meine Antwort auf ihre längere E-Mail hin 505 und mir war es ziemlich egal. Mich interessieren die Gründe für m.E. irrationales weibliches Verhalten schlicht nicht mehr. Ach ja, es lebte natürlich gerade in Scheidung…

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Trotzdem sitzt man da wie ein Depp, wenn man eine Retourmail diesen Typs erhält. Nix als heisse Luft. Voll Scheiße.

Saß mal in einem Chat mit einem Girl aus Frankreich. Nachdem klar war, dass ich nicht heiraten will, nix mehr von ihr gehört. Dabei weiss ich nichtmal wie sie aussieht.

Das ganze mit Chat, Email und sonstigem Gedöns kann man gegen die Wand klatschen.

Mit 50 sind die zu alt 😀

Ich seh mit 50 auch noch recht akzeptabel aus. Besonders, weil ich null trinke. Also wenn, nehm ich mir ne knackige 20-jährige und zeig ihr mal die Briefmarkensammlung bei einer heißen Tasse Kaffee. Aber find mal eine, die so tickt. Ist so gut wie unmöglich. Egal, wie toll sie sind, es ist immer irgendwas kaputt. Die verstecken das unter mehreren Schichten.

Natürlich. Für was sonst? Knietraining und sonstige Verrenkungen.

Ihre Lobrede auf Kroatien und speziell auf die Insel gefällt mir. Wer da jetzt meckert, sollte sich mal fragen, was für ein Problem er hat. Wichtig ist allein, daß der Preis für etwas angemessen ist, und das scheint der Fall zu sein. Mal sehen, ob ich mich selbst davon überzeugen kann. Man liest allerdings, daß der Euro sich schnell als Teuro erwiesen hat. Jetzt ist es zu spät. Weshalb man auf Brüssel mit der Uschi schimpfen kann und dann seine finanzielle Unabhängigkeit freiwillig aufgibt, verstehe ich nicht.

Frauen und Auto? Nun ja, die fahren halt anders, aber in der Regel geht es so. Meine Angebetete wollte mal ein Motorrad, damit sie nicht immer hinten sitzen muß. Ich hatte es ihr ausgeredet, und ich wußte, warum.

PS. V4 bröckelt. Die Schwabisten in Tschechien und der Slowakei tun wie befohlen. Ich bekomme den Eindruck, daß es für Ungarn eng werden wird. Ein Minister der Slowakei hat behauptet, Ungarn wolle Gebiete seines Landes zurückerobern, eine Tussi von der EU sagt, Orban würde Putin mit geheimen Informationen versorgen, und das Land wurde als für die “Wertegemeinschaft” unzuverlässig beschimpft. Weitere diesbezügliche Infos von heute erspare ich mir. Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn er nicht der Machtelite gehorcht.

Schweinefilet kostet hier ca. 8,80 Euro. Zu Maasdamer und Margarine kann ich nichts sagen, das kaufen wir nicht, aber Butter kostet über 3 Euro das halbe Pfund, die irische ist gerade auf 4,30 gestiegen. Ich frage mich, warum Ungarn, vor sechs Jahren noch richtig billig, nun oft deutlich teurer geworden ist als Deutschland. Ist das ein Wirtschaftskrieg?

Danke für den Lesegenuss!

Kroatien bleibt auf meiner Reiseliste, die von Dir genannten Preise empfinde ich aber im Vergleich mit Åland, meiner schönsten Insel der Welt, als sehr günstig.

Teil des Urlaubsgenuss muss sein, den jungen Leuten, die die Restaurants betreiben oder dort arbeiten eben auch das Wohlgefühl gutbezahlter Arbeit zu verschaffen und nicht immer nur selbst grillen, bei mir auf höchstem Niveau.
Mann muss “Gönnen” genießen können.

Nächste Woche Wien, Mitte März Dresden, muss ich aber noch bis Ostern warten, vor ich hoffentlich die Schneeschmelze auf Åland erleben darf.
Manchmal trägt das Eis den XC90 noch, derweil überall fließendes Wasser plätschert, ein fantastisches Frühlingsfest!

Mein Bluthochdruck treibt Faeser gerade, hochkoruppt mit Hessenreisen, tiefverfilzt mit SPD Vermieter und dabei das Innere vernachlässigend. Kann ich leider auf Twitter nicht kommentieren, sitze eine 7Tage Sperre ab.

Beste Grüsse aus dem frostigen Norden,
Jari Heinrich Grünig