Nachtrag zu den gestrigen Kommentaren

Liebe Leser,

das Leben ist doch irgendwie schön. Und eigentlich braucht es gar nicht viel dazu. Wie mir der liebe Leser Max erneut aufgezeigt hat. Max ist der begeisterte Dacia-Fahrer.

Er genießt allerdings auf eine etwas andere Weise als ich. Leider öffnete ich seine Mail mit den später noch folgenden Bildern erst nachdem ich bereits rekommentiert hatte. Vielmehr und genau genommen erst als ich mitten in der Nacht wach wurde, weil mein Schlafrhythmus derzeit etwas durcheinander ist. Was eventuell daran liegt, dass ich gestern bis 16.30 Uhr im Bett liegen geblieben bin. Und heute auch nicht vor 15.00 Uhr aufgestanden wäre, wenn nicht eine Kundin um 14.02 Uhr eine Notfall-EMail geschrieben hätte.

Statt eines Dacia Duster habe ich im Moment ca. 1.100 zugelassene PS direkt vor meinen Haustüren stehen und ein kleines Problem. Exakt 252 PS davon müssen neu ge-TÜV-t werden. Natürlich wurde ich von irgend so einem Arschloch aus der Nachbarschaft sofort angezeigt, als ich drüber war. Das ist für mich inzwischen so normal wie mein Wunsch nach Scheiterhaufen für das linksrotzgrüne Rattengesindel. Möge sie alle der Blitz beim Koten ereilen, dieses sozialneidische denunziatorische Subhumanoidendreckspack.

Was mich allerdings in der Tat ein wenig erschreckt bzw. aufgeschreckt hat, ist die Tatsache, dass ich den C126 in den letzten zwei Jahren seit dem letzten TÜV nicht einmal 50 km bewegt habe. Dabei wurde die komplette Bremsanlage neu gemacht sowie ein Frontscheinwerfer ausgetauscht. Und allein der kostet – ohne Einbau – bereits 600 EUR.

Ok, so was nennt sich vielleicht auch einfach mal ein Weckruf. Zu viel unsinniger Besitz macht einfach keinen Sinn. Mehr als maximal zwei Autos kann man nicht wirklich fahren und so betrachtet werde ich jetzt schleunigst zusehen, dass ich den Dachhimmel des C126 endlich erneuern lasse und das schöne Stück dann in Hände abgeben, die es besser als ich zu schätzen wissen.

Ich liebe dieses Auto, es ist absolut uneingeschränkt der deutsche Rolls Royce. Mit ihm ist man selbst in den schönsten Ecken dieser Welt stets gut angezogen.

matulji

Der C126 ist an Stil und vor allem Komfort kaum noch zu überbieten.

Youngtimerbericht: Mercedes C126 500 SEC Bj. 1991

Und trotzdem passt er einfach nicht – mehr – zu mir. 🙁

Kennen Sie das vielleicht, wenn etwas Ihnen sehr lieb Gewordenes nicht mehr kompatibel ist? Sie versuchen es zu behalten, weil jeder Abschied doch irgendwie schmerzt. Manche Leute sollen darob übrigens zwischendurch schon ins Grab gestiegen sein. So z.B. die Gebrüder Schlumpf mit ihrer epochalen Sammlung rostiger Bugatti. Man versucht die Erinnerung an all die schönen Zeiten wieder wach zu rufen, und so war ich mit meinem besten Kumpel zusammen mit dem C126 direkt nach dem Rauswurf der Mode-Ex in Dubrovnik zwei Wochen zum Tauchen. Super Tauchschule: https://dubrovnik-diving.com.

Schöner Urlaub: Zwei trinkfeste Jungs, 5 Liter durstigen Hubraums und nach den täglichen zwei Tauchgängen massenweise Fleisch und Pivo in einer kroatischen Kittelhölle direkt an der Landstraße. Die Lage war nicht ganz optimal aber das Essen wirklich sehr gut. Das Ding nennt sich Bistro Pizzeria Župčica.

Aber zurück zum eigentlichen Thema:

Genuss muss nicht immer teuer sein. Denn Genuss ist eine Frage des eigenen Erlebens und nicht die der Wirkung auf andere. Das aber müssen die allermeisten Menschen m.E. erst noch verstehen. Max hingegen nicht.

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ein lieber Kunde von mir mit einer Charteryacht nach Mali Lošinj zu Besuch kam. Es war ein nach meinem Empfinden potthässlicher kroatischer Frickelbau und eine einzige optische Schande für die gesamte Marina, in der zur Hochsaison praktisch nur noch die 40 Fuß+ Pershings der Londoner Brokerschaft lazy herumlagen. Mein Kunde berichtete mir wie er an den Liegeplatz fuhr und es vom Nachbarboot herab nur lautete: “It is so ordinary, isn´t it?

Ja, habe sogar ein Bild davon gefunden:

Ein ganz simpler Halbgleiter, den man vermutlich selbst in der DDR hübscher zusammengedübelt hätte. Aber er war absolut seetüchtig, bot viel Platz und kostete pro Woche nur 1.800 EUR statt mindestens 3.500 EUR. Jeder erfahrene Nautiker wird Ihnen gerne bestätigen, dass die Optik auf See verdammt wenig ausmacht. Mit einem schicken Auto bleiben Sie vielleicht liegen, mit einem bloß hübschen Dreckskahn saufen Sie in der Adria bei starkem Seegang aber auch gerne mal ab.

Damals hatte ich leider noch kein Smartphone, das wäre sonst ein Filmfest geworden. Als meine ältere Nichte auf Pag getauft wurde, saßen wir danach alle im Restaurant und ich schaute in Richtung Zrće. Hinter der Bucht zog eine pechschwarze Wolkenwand hoch. Bura und Oluja at its best! Da ich kurz vorher noch im Hafen war, und dort zwei Österreicher quer zum Wind und zur Kaimauer angelegt hatten, schlug ich meinem Schwager vor, dass wir noch zwei bis 14 Bier an der Riva trinken gehen. Denn ich ahnte bereits was passieren würde.

Und so saßen wir im Café bis die Sturmwand die Yachten der Süßwassermatrosen erreichte. Die Segelyacht wurde vom GfK-Dingi der Motoryacht zertrümmert und sank noch an der Mole, derweil die Motoryacht sich schwer angeschlagen so gerade noch aus dem Hafen herausschleppte aber keine Chance gegen den Sturm hatte. Sie lief auf sandigen Grund und musste Tage später mühsamst von all den Moorings usw. befreit werden, die sie bis zum Strand mit sich gezogen hatte.

Ach ja, zurück zum Thema:

Der werte Herr Max macht es irgendwie doch richtig, selbst wenn er sein Bötchen auch mit einem SL trailern könnte. 😉

Und ich bin vielleicht doch ein zu eitler Fatzke, denn mir würde so etwas hier vorschweben:

Oder wie wäre es hiermit?

Der entscheidende Unterschied liegt nicht in der Größe oder gar dem Preis. Natürlich lassen sich eine Sealine 29 oder die Beneteau 27 auch nicht trailern, so wie des Maxens Maxi. Aber Max setzt sich auf seinen kleinen Kutter und ist glücklich. Und ich würde mich früher oder später fragen, was ich mit dem ganzen Platz auf der Sealine eigentlich soll. Und dann würde ich sie eben doch nicht wieder verkaufen, weil ich mich von nichts schwerer trennen kann als von motorisierten Gegenständen, zumal wenn diese auch noch so bildschön sind.

Weshalb für mich als Boot auch nur noch maximal das hier in Frage kommt:

Des koscht gebraucht ca. 5K mehr als des Herrn Max ihm sein Dacia. Und es lässt sich notfalls auch hinter einen gewöhnlichen Jeep spannen.

Vielleicht werde ich mir das eines Tages mal leisten, wenn ich mich komplett herunter reduziert habe.

Aber wirklich nur vielleicht. Denn – Sie ahnen es bereits – das Boot wird vermutlich die allermeiste Zeit auf seinem Hänger in der Marina stehen und dort jedes Jahr mehr Parkgebühren kosten als ein ganzer Negerkral in einem Jahrzehnt verfressen kann.

Aber würden Sie jetzt auf das Boot verzichten und statt dessen für die Neger spenden?

Ich glaube ich senke stattdessen lieber meinen Mietern die Miete.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

2 Comments
Ältester
Neuerster
Alle Kommentare anschauen

Hallo, Jerko!

Segelyachten fahren kostenlos mit Wind.
Motoryachten kosten Sprit oder sie bleiben liegen.
Nun kommt aber der feine Unterschied:

Will ich den Geschwindigkeitskick, dann sollte der Innen-oder Assenborder ab 150 PS aufwärts haben und schluckt geschätzte 3 – 5 Liter pro km!
Das Schiffchen muss dann auch ein leicht gehaltener Gleiter sein mit zwangsläufig wenig Ausstattung, um Geschwindigkeiten ab 80 km/h zu erreichen.
Wasserski fährt man ab ca. 45 km/h.

Will ich Seefeeling und Natur geniessen, reicht ein Verdränger mit max. 50 PS, wie bei mir, und rinem Verbrauch von nur 3 Liter Super pro Stunde.
Gewicht spielt weniger die grosse Rolle, da das Schiffchen bauartbedingt nur max. 14 km/h hinlegt, egal, wie der Motor PS-gefüllt ist.
Ein stärkerer Motor erzeugt nur eine höhere Heckwelle, aber keine bessere Geschwindigkeit.
Dafür hat meine Viking ein Bugbett, Pantry, Klo, Cockpit mit Persenning, Badeleiter und diverse technische Ausrüstung, wie Echolot/Fischfinder, GPS, UKW usw.

Wichtig ist die Trailerbarkeit, um teure Kranhübe in Marinas zu vermeiden, also bis ca. 1,5 Tonnen Leergewicht. Ausserdem ist man fix an eine andere Küste per Achse gefahren.
Die Nebenkosten, wie Liegepkatz und Winterstellfläche, mögliche Reparaturen usw. müssen unbedingt betrachtet werden.

Aber, Jerko, das muss jeder für sich entscheiden nach Befragung der Geldbörse unter der Berücksichtigung der eigenen Bedürfnisse.
Bei Fragen stehe ich selbstverständlich zur Verfügung, zumal ich seit 1994 auf den Berliner und Mecklenburger Seen zu Hause bin, sowie die dänischen, schwedischen und norwegischen Küsten bis Oslo abgefahren bin.

Viele Grüsse,
Max