TVR presents the new Griffith

Werte Leser,

diesen Beitrag widme ich einer bezaubernden Leserin. Sie ist ein bildhübsches, engelsgleiches Geschöpf und mir in den letzten Wochen bereits nach zumeist mehrstündigen Telephonaten sehr ans Herz gewachsen.

Nun musste ich von ihr leider kürzlich erfahren, dass sie – wie ich aufgrund tagelanger Funkstille zuvor bereits befürchtet hatte – anlässlich eines Krankenhausbesuches eine “schlimme, völlig unerwartete Diagnose“, erhalten hat. Unter “schlimm” fällt für mich – als den Sohn eines ehemaligen Chirurgen – heutzutage eigentlich nur noch Krebs.

Sie ist ein kleiner Pistonhead, ein passionierter Stilettobleifuß und eine große Freundin maximal motorisierter SUV’s, weshalb ihr die Widmung dieses Beitrages absolut gebührt.

Kleiner Spatz, Dir würde ich als bisher einziger Frau selbst meinen geliebten TVR Griffith anvertrauen.

Bitte werde wieder gesund!!!

Veliku pusu sa malog otoka. Mislim na tebe i držim ti fige! ?

Ich bin ja bekanntlich ein rechter Individualist, wobei “rechter” für ziemlich steht und nichts mit meiner politischen Meinung zu tun hat. Weshalb ich auch über Jahre hinweg TVR statt Porsche und Alfa Romeo statt z.B. BMW oder Mercedes gefahren bin. U.a. habe ich mir mit 34 Jahren einen Jugendtraum erfüllt, der beim Kauf so ausschaute (in Porsche Amethyst Red) …

… und zuletzt mehr im Stealthfighterlook unterwegs war (Alfa Romeo Grigio Titanio):

Es ist der legendärste TVR der je gebaut wurde, und der es der Marke daher äußerst schwer machte einen noch attraktiveren Nachfolger zu produzieren. Es ist der TVR Griffith 430.

Das ist so ähnlich wie mit dem Morgan Plus 8. Hätte TVR den Griffith modifiziert und eine ähnliche Evolution wie Porsche bis hin zum 993 betrieben, so bin ich mir absolut sicher, dass das Auto bis heute seine stabile Abnehmerschaft hätte. Leider verkaufte Peter Wheeler die Firma an einen Rotzlöffel von russischem Milliardärssohn, der sie alsdann in die Pleite trieb.

Schauen Sie sich bitte mal dieses wunderschöne Armaturenbrett an:

Es ist – der Kenner wird es sofort sehen – das eines LHD 430er. Wobei die Außenfarbe eher für ein 4 Liter Modell spricht, welches in der Nagellackfarbe der Liebsten des seinerzeitigen Bestellers lackiert wurde.

Natürlich verleitete gerade die 500er Version mit ihren – serienmäßigen – bis zu 340 PS einige Freaks zu teils merkwürdigen Umbauten …

… wobei deren Nutzen gerade auf den tempolimitierten britischen Straßen natürlich in Frage gestellt werden darf. Wozu da ein Diffusor?

Um das Genie des seinerzeitigen TVR-Inhabers und Designers Peter Wheeler zu begreifen, muss man sich nur diesen automobilen Hintern anschauen. Die Heckleuchten sind solche aus dem Opel Vectra A. Nur umgedreht.

Auch war der Griffith eigentlich auch nie als ultimativer Kurvenräuber oder gar Highspeed-Racer konzipiert. Zwar schafft meiner echte 250 km/h und sogar noch ein wenig mehr, aber seine Gitterrohrrahmenkonstruktion mit dem teils offenen Unterboden ist naturgemäß nicht besonders aerodynamisch. Am wohlsten fühlt sich der Griffith bei ca. 230 km/h, was in einem Auto vom Format des ursprünglichen MX 5 Miata auch schon ein Wort ist. Mit ein wenig technischer Optimierung, modernerer Antriebstechnik und einer serienmäßigen Servolenkung hätte man aus dem TVR einen stabilen 280 km/h Racer machen können, was den meisten seiner Käufer – selbst in Deutschland – absolut ausgereicht hätte. Nur natürlich nicht den Seuchenvögeln aus dem deutschen TVR Forum, die sich immer mit den 911ern balgen wollen, den wahren Charakter eines TVR nie verstanden haben und vermutlich ihren Griffith ebenso wenig je ausgefahren sind, wie sie sonst echte Eier in der Hose haben. Aber zumindest meinen sie, dass das TVR-Lenkrad in Deutschland trotzdem auf der rechten Seite zu sein habe.

Na herzlichen Glückwunsch! Versuchen Sie damit mal auf einer deutschen Landstraße zu überholen, geschweige denn hier auf der Insel. Aber so kann man sich halt die billigen GB-Importe selbst schönreden, weil man das Geld für einen LHD einfach nicht besitzt. Denn sowas kostet inzwischen auch schon ca. 40K+ EUR. Sofern überhaupt noch zu bekommen!

Meinen bekommen die jedenfalls nicht. Den nehme ich mit ins Grab!

Der Reiz des ursprünglichen (zweiten) Griffith lag in seiner Direktheit und dem sehr großen V8-Herzen in einem sehr kleinen Auto. Und natürlich in einem Sound zum Niederknien:

Das kleine Filmchen machte der damalige Chef der Mercedes Gastronomie anlässlich eines gemeinsamen Golfkurses in Österreich für seine beiden autobegeisterten Jungs.

Wenn Sie mich fragen, da kann noch nicht einmal mein etwas lauter gemachter W204 C63 AMG mit.

Jetzt war TVR Jahre lang weg vom Fenster, bis sich jemand aus der Computerspielbranche fand, der mit dem bekannten Rennwagendesigner Gordon Murray zusammen ein neues Auto erschuf. Ich schaute immer mal wieder auf der Website nach, ob es da schon was zu sehen gibt. Nüscht!

Und die Tage sitze ich bei Robi, trinke mein Tomislav Schwarzbier, lese – ausnahmsweise mal wieder – die sport auto (Der SPIEGEL war ausgegangen) …

… in der davon berichtet wird, dass TVR endlich mit seinem neuen Model am Markt erschienen ist, und verschluckte mich beinahe an meinen Ćevapčići …

… als ich das Bild sehen musste.

Erneut wählte man für dieses Modell den Namen Griffith, ohne m.E. aber die DNA von TVR berücksichtigt zu haben. Und so schaut dieses Auto (daher) auch nicht aus, wie ein moderner TVR m.p.E. auszuschauen hätte:

Nämlich etwa so:

Dummerweise ist (war) es eben ein Marcos. Und die sind heute auch – schon wieder – pleite! And it was a 50.000 Pound Car, whereas the new TVR Griffith is a 90.000 Pound Car!

Wenn sich der Marcos schon nicht verkaufte, wie wohl dann das hier?

Bei jedem anderen TVR vorher hätte ich auch ohne das Markenlogo sofort einen TVR erkannt.

Das da oben allerdings hätte ich für irgendeinen Reisschüsselsuperracer gehalten. Aber das auch erst nach Ansicht des monströsen Diffusors, denn von vorne schaut der neue Griffith eher aus wie ein MX5:

Das ist insofern peinlich, als dass der Erschaffer des zweiten Griffith – Peter Wheeler – dazu seine ureigene Meinung hatte. Er erachtete Vierzylindermotoren schlicht als eine Schande für den Automobilbau! Und in den Maßen eines TVR Griffith – vergleichbar mit dem ersten MX5 – erst Recht!!

Weshalb der neue Griffith nichts weiter darstellt als das automobile Erbe von PW zu bespucken!!!

Überholprestige für ein 320 km/h Auto praktisch gleich NULL. Ich kommentierte auf www.pistonheads.com deshalb auch wie folgt:

Jetzt soll die Fuhre 101.000 EUR kosten, was in der Liga nicht wirklich viel Geld ist. Andererseits aber eben doch, berücksichtigt man, dass TVR in ihrem Heimatland sowas wie der Sportwagen des kleinen Mannes war(en). 507 PS hingegen sind irgendwie kein Fisch und kein Fleisch mehr heutzutage. Für mein kleines Monsterkombi mögen 520 PS ausreichend sein. Es dient ja bloß der zügigen und dabei spaßigen Fortbewegung mit z.B. Skiern oder Sonnenliegen für die Insel. Und wenn mal so ein blöder Gallardo den Lauten machen will, dann schaut der schon noch recht blöd aus der Wäsche, so wie auch die allermeisten Prollsche. Aber ich sehe den C63 weiß Gott nicht als Sportwagen an, sondern als das was er ist: Ein übermotorisierter Lastesel.

Was aber hat da TVR jetzt auf die Beine – oder vielmehr Räder – gestellt? Einen “Unterporsche“, einen Nissan GT-R Clon oder ein Low Budget Supercar? Jetzt geht so ein Prollsche 991.2 in Basisausstattung auch 295 km/h und kostet nicht mehr, zumal ich davon ausgehe, dass die 101.000 EUR, die TVR laut sport auto aufrufen wird, erstens Basispreis und zweitens Nettopreis sind. Und das in GB und noch lange nicht in D.

Dann hat der Prollsche natürlich eine Automatik, welche ich an meinem AMG überaus schätze, und im TVR muss noch von Hand mit Knüppel geschaltet werden. Das ist heute absolut nicht mehr zeitgemäß und kann irgendwann sogar gefährlich werden. Denn mein Griffith läuft jeder Spurrille so zuverlässig wie ein Bluthund hinterher und dank Koni-rot-Fahrwerk kann es einem auch so schon das servolose Lenkrad beinahe aus der Hand schlagen. Und so habe ich auf den inzwischen katastrophal schlechten deutschen Autobahnen bei Highspeed schon den ein oder anderen Schreckmoment erlebt.

Ich verstehe einfach nicht mit wem sich TVR da eigentlich balgen will. Wo soll die Zielgruppe für dieses Auto liegen?

Das ist so ähnlich wie mit Artega. Die haben mit dem GT …

… ein hübsches – und völlig überteuertes – 299 PS Autochen gebaut, welches ich selbst mit dem Rennlaster in Grund und Boden rasen könnte, obwohl es deutlich schneller ausschaut als mein Packeselchen auf Koks. Und dabei hatte der Artega alle aktuellen technischen Ingredienzien an Bord, bestand er doch aus VW-Teilen und wurde von einem der größten VW-Zulieferer gebaut.

War es vielleicht exakt das Problem des Artega GT? Einfach nur ein hübscherer Audi TT zu einem deutlich zu hohen Preis? Und dabei noch nicht einmal so gut wie ein Prollsche Boxter?

Den neuen TVR sehe ich irgendwo in Konkurrenz zur Corvette C7. Das einzige verbliebene automobile Urviech, seitdem die Dodge Viper nachfolgelos eingestellt wurde. Die Vette läuft zwar selbst als C7 C06 “nur” 315 km/h – und das mit sagenhaften 659 PS – aber es gibt sie in der Halbfettstuffe mit 466 PS eben auch als Cabrio. Und genau das zeichnete die bislang bestverkauften TVR aller Zeiten, nämlich den Griffith II und die Chimaera, eben aus.

Ich jedenfalls hätte mir meinen Griffith seinerzeit NICHT gekauft, wenn er kein Cabriolet gewesen wäre. Und auch damals gab es schon diese modernen Stahlklappdachcabrios. Aber die konnten halt nicht “sowohl als auch“, nämlich sowohl geschlossen, Roadster als auch Targa. Und so fuhr ich bei ordentlichem Regen vom Golfkurs in Salzburg über die Autobahn zu meinem Kumpel nach Wien ins Anna Grand Hotel. Ich hatte das Targa Roof im Kofferraum, das Big Bertha Golfbag …

… ebenso und zusätzlich noch eine überaus fette Reisetasche. Was soll ich sagen? PW war selbst Golfer! Und ich bin es inzwischen nicht mehr. Einfach zu untalentiert, obwohl doch so viel freie Zeit. 🙁

Trotz des Regens habe ich nicht einen einzigen Tropfen abbekommen, was natürlich an einer Reisegeschwindigkeit von stable um die ca. 110+ km/h lag. Für mich macht aber genau sowas den Reiz von Autos aus, die einem der Natur ja irgendwie näher bringen sollen.

Hätte TVR da jetzt was in der Prollsche 911 Turbo Liga auf die Beine (aktuell bis zu 607 PS) gestellt, dann wäre ich sogar geneigt ihnen das überaus mäßige Design nachzusehen. So aber hat eine Firma mit wirklich britischer DNA nichts weiter gebacken, als einen Allerweltsmöchtegernhalbsupersportwagen mit einem grottenhässlichen Hintern …

… peinlichen Sideexhausts und einem Armaturenbrett, welches mich eher an einen Legobaukasten erinnert, als an die seinerzeitige Handwerkskunst britischer Sattler …

Und, so wie es für mich ausschaut, stammt selbst das Lenkrad inzwischen aus einem Ford. Daran kann auch das hübsche Alcantara wenig ändern.

Schade TVR, aber ihr habt es mit Nachdruck versaut. Dabei hätte ich – nach Abgabe meiner Youngtimerflotte – wirklich Lust auf einen neuen TVR gehabt. Vielleicht auf ein etwas abgewandeltes und vor allem alltagstaugliches Sagaris Cabriolet …

… welches vermutlich selbst beim TVR-Hauptkritiker Clarkson aufgrund seiner tollen Fahrwerksabstimmung erneut gut weggekommen wäre:

Manchmal ist Evolution vielleicht doch besser als eine versuchte Revolution, zumal wenn diese absolut nichts zu bieten hat, was andere nicht schon längst hatten.

Ich jedenfalls kaufe mir für den Preis des neuen Griffith besser doch noch eine Mietwohnung!

Und donnere hoffentlich bald wieder mit dem Griffith II durch die Gegend. Im Moment steht da leider noch der R129 500 SL im Weg. Denn der hat Klima und der kleine Greiff – leider noch – nicht. Aber das wird sich im Zuge des kompletten Refits hoffentlich noch ändern lassen, damit ich ihn auch mal hier auf die Insel mitnehmen kann …

In dem Sinne liebe Pistonheads

Cheers GT

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