Reprise: Vom Manne und der Mode

Mode ist etwas für das man ein Vermögen ausgeben kann. Frauen tun dies regelmäßig, weshalb sie in den seltensten Fällen finanziell einen Fuß auf den Boden bekommen, gleich wie viel sie verdienen. Gäbe es sie nicht, dann gäbe es praktisch keine Bekleidungshersteller. Ganz Bangladesh und halb Indien haben nur deshalb etwas zu beißen, weil die europäische Frau wie eine Geisteskranke konsumiert. Meine Mode-Ex z.B. gab all ihr Geld für “Coffee to go” und Klamotten aus.

Nichts blieb am Monatsende übrig. Weshalb ich sie u.a. auch irgendwann vor die Tür setzte, weil ich nicht einsah, dass ich auch noch die Frührente alleine stemme. Sie hätte bei ihrem Einkommen sehr locker 1.000 EUR monatlich sparen können. Als ich ihren Eltern die Mietwohnung kaufte hatte ich das mit ihr so besprochen, damit wir nach dem Ablauf der Finanzierung schuldenfrei in Frührente gehen können. Die war geplant für 49 (bei mir). Auf die 120.000 EUR ihrer Rücklagen hätte ich dann nochmals 120.000 draufgepackt und wir hätten uns ein nettes Domizil z.B. in der Nähe des Chiemsees gekauft.

Jedesmal wenn wir irgendwo hinflogen das gleiche Spiel: Sie bestieg den Flieger mit der VOGUE und anderen „Bilderbüchern“, die sie selbst Tritschtratschklatschheftchen nannte. Nach kurzem Durchblättern sollte ich ihr dann meinen SPIEGEL überlassen, weil ihr langweilig wurde. Ist natürlich schon doof, wenn man auf einem Flug nach z.B. Marrakesch (Drecksloch, einmal und nie wieder) nach einer halben Stunde schon keine Beschäftigung mehr hat und deshalb stundenlang Löcher in die Luft glotzen muss. Amüsant war auch der Kurztrip nach Nizza. Eine bezaubernde Stadt mit unnachahmlichem Flair. Was tut meine Modetante? Sie will die Einkaufszone bzw. die dortigen Geschäfte besichtigen. „Wettbewerbsbeobachtung“ sei schließlich Teil ihres Jobs! Pustekuchen!!

Ne pas avec moi, mon Amour!!!

Jetzt ist es aber auch für den Mann wichtig gut gekleidet zu sein. Zwar machen Kleider nicht unbedingt Leute. Aber sie sind sowohl Symbol des Status einer Person, wie auch ein Mittel um individuellen Stil zum Ausdruck zu bringen. Und ganz nebenbei wirkt erlesene Kleidung auch auf das weibliche Geschlecht. Schon derweil ich als Student deutschlandweit als Promoter und Dozent für diverse IT im Einsatz war, durfte ich registrieren, dass es einen großen Unterschied in der Wirkung zwischen dem 400 DM Anzug des Saturn-Filialleiters und dem 1.000 DM Anzug des Promoters gab.

Auch in meinem ersten Job als Mitarbeiter eines großen Nürnberger IT-Unternehmens bemerkte ich, dass edles und gut sitzendes Tuch automatisch mit höherer Stellung und ebensolcher Kompetenz gleichgesetzt wurde. Wenn ich in den letzten Jahren irgendwo deeskalieren musste, dann trat ich einfach im noblen Tuche auf. Gerade Frauen von großbürgerlicher Herkunft haben ein Empfinden für Stil. Weshalb so ein Auftritt auch auf bessere Sekretösen wirkt. Denn deren Chefs verdienen selbst ganz gut und so kann das Sekretariatshenderl zumindest ansatzweise abschätzen, in welcher Liga das jeweilige Männchen spielt.

Absolut sicheres Verhalten im Anzug ist unerlässlich. Ein Mann muss sich im Anzug so sicher fühlen wie komplett nackt, derweil das Weibchen schon lüstern hechelnd im Bettchen liegt. Der – leicht taillierte – Anzug ist keine “Verhüllung“, sondern die perfekte Betonung aller männlichen Attribute. (Hier vor allem dem des klassischen V-Oberkörpers, wessen der gemeine Mann mit zunehmendem Alter leider oft zusehends verlustig geht). Dazu bedarf es allerdings nicht solch überzogener Preise wie z.B. für Brioni! Die größten Fauxpas im Geschäftsleben sind zu lange Anzugshosen (immer wieder gerne bei SPD-Politikern und den unteren Führungsriegen gesehen), billige Cravatten und zweimal in der Woche den selben Anzug zu tragen (Das ist als lieber Rat an einen Ex-Kollegen des bekannten Nürnberger Softwareherstellers gemeint 😉 ).

Auch sollte der Mann frühzeitig lernen einen doppelten Windsor zu binden. Und zwar so, dass die Cravatte exakt die Gürtelschnalle bedeckt. Nicht kürzer, aber auch nicht länger. Und auch nur zum Haifisch-Kragen. Zum Kent-Kragen sollte es der gleichnamige Knoten sein. Und zum Button-Down der Four-in-hand. Ein vernünftiger Anzug muss nicht maßgeschneidert sein. Ich z.B. habe das Glück, dass mir Windsor “Sartorial Shaped Fit” wie angegossen sitzt. Da kann ich praktisch blind rein nach Stoffqualität aussuchen. Männer mit Problemfiguren, wie z.B. Bauchansatz oder hängenden Schultern, sollten allerdings zum Maßanzug greifen. So etwas ist heute dank der vielen asiatischen Lohnschneiderlein übrigens gar nicht mehr teurer als ein Windsor von der Stange.

Essentiell bei allen Anzügen sind echte Knopflöcher, wie bereits Gunter Sachs von Coco Chanel lernen durfte. Und Zweireiher sind derzeit etwas für verhinderte Kapitäne oder echte Mafiosi.

Glücklicherweise arbeite ich inzwischen – wenn überhaupt – zumeist nur noch von zuhause aus. Die Zeiten als beruflicher Anzugträger sind überdies auch schon sehr lange vorbei. Trotzdem gibt es einige modische Gesetzmäßigkeiten, die ich weiterhin beherzige. Hier gilt vor allem, dass ich nicht wohlhabend genug bin, um modische oder gar billige Kleidung zu kaufen. Viele Deppen laufen jedem Modetrend hinterher und kaufen Marken wie z.B. Abercrombie & Fitch. So was kommt und geht. Wann haben Sie das letzte Mal was von “Von Dutch” oder “Ed Hardy” gehört oder gar gesehen? Das tragen heute inzwischen nicht einmal mehr die Ex-Bosporaner als Original, geschweige denn als Fälschung!

Meine Modetante fuhr total auf “True Religion Jeans” ab. Die koste(te)n gerne mal bis zu knapp 400 EUR. Da muss Frau schon recht hohl in der Birne sein. Mann natürlich ebenso. Aber selbstverständlich sind Noname-Jeans ebenso wenig akzeptabel. Stattdessen sollte der Mann sich früh genug auf bestimmte Marken festlegen. Und zwar auf solche, die zeitlos sind. Kann sich z.B. einer noch an Charles Chevignon erinnern? Heute weg vom Fenster! Vans? Sneaker? Der Mann von Welt trägt klassenlose Chucks, bevorzugt die aus Leder. Diesel-Jeans? Dann doch besser BOSS.

Wir leben in einer Zeit in der es schon länger keine modischen Verirrungen gab wie z.B. die lächerlichen Schnitte der 70er und 80er Jahre. Keine Schlaghosen und keine Schulterpolster. Die einzige relevante Änderung in den letzten Jahren ist die Rückkehr des 2-Knopf Jackets in Europa. Wobei auch das 3-Knopf Sacco noch getragen werden kann, sofern es kein zu breites und kurzes Revers hat. Ich besitze heute noch ein Windsor-Sacco aus Studienzeiten! mit dem ich nicht als unmodisch auffalle (es dient bis heute noch ab und an als mein “leichter Bieranzug”).

Weiterhin sollte der Mann eine gewisse klassische Grundausstattung besitzen:

Für viele gehört ein Klassiker unbedingt dazu: Die Barbour-Jacke. Diese wird es wohl so lange geben, wie es die Menschheit geben wird. Schon allein deshalb weil zu befürchten steht, dass es die britische Monarchie und die Corgies ebenso lange geben wird. Jetzt bin ich aber so gar kein Royalist und stehe der italienischen Mode näher als Tweed, Hornknöpfen und Wachsjacken. Für mich gehören zwei Jacken zur unbedingten Grundausstattung des zeitlos modischen Herren.

jackenklassiker

Die kurze Bomber-Daunensteppjacke und die kurze Pilotenjacke aus gewachsenem Lammfell. Beides gibt es z.B. von Prada. Da kann es im Winter noch so kalt sein. Mit diesen Jacken kann man auch in der Hochgurgler Neujahrsnacht stundenlang draußen vor der Partyhütte verbringen und sich zuprosten, ohne dass einem ansatzweise kalt wird. Zwar sind die High-End Klamotten von Prada nicht ganz billig. Aber sie sind absolut zeitlos und die überragende Qualität rechtfertigt jederzeit ihren Preis. Natürlich darf der Mann aber keine “Problemfigur” haben. Wampe und dicker Hintern vertragen sich einfach nicht gut mit diesen sehr figurbetonten Designs.

Ein ganz wichtiges Thema sind Schuhe. Vor allem hieran erkennt man(n) den Mann von Welt, selbst wenn er ansonsten in Polohemd und Jeans daherkommt. Hier zeigen besonders die Deutschen wenig Stil. Sonst würden sie nicht solchen geklebten Müll wie den von LLoyd tragen. Schuhe haben zwingend von Hand gefertigt und rahmengenäht zu sein. Der eleganteste Eindruck wird sofort zunichte gemacht, wenn das Schuhwerk nicht passt. Und der Mann von Welt erkennt schlechtes Schuhwerk bereits auf den ersten Blick.

Ein unbedingtes “Must Have” ist m.E. der burgundfarbene Cordovan Cambridge von Allen Edmonds.

Die “No brown after six“-Regel gilt für ihn nicht. Er kann sowohl zum Anzug als auch zu Jeans und Lammfelljacke getragen werden und bei nur minimaler Plege ist der pferdelederne Schuh praktisch unverwüstlich. Ich besitze heute noch ein Paar, welches ich mir 1998 (also vor 20! Jahren) gekauft habe und – vor allem bei Wind, Wetter und Regen – regelmäßig trage!

Das ist in der Tat aber doof für Allen Edmonds, weil sie mir den perfekten Winterschuh geliefert haben. Denn bei besserem Wetter trage ich stets handgefertigtes Schuhwerk von Maistor Igrec aus Zagreb. Das eint mich mit den männlichen Mitgliedern der kroatischen Regierung.

Ich besitze noch vier weitere Paare, von denen derzeit zwei auf Mali Lošinj stationiert sind und der Rest im Schuhschrank von sich hin vegetiert. Zuletzt war ich in Kroatien angenehm überrascht, als ich im Hinterbänklerfußraum meines kleinen Rennlasters das lange vermisste Paar Budapester endlich wieder entdeckte.

Ich hatte dieses Paar Schuhe wirklich vermisst, weil es mein erstes Paar von Igrec war. Es ist inzwischen auch schon gute 13 Jahre alt.

Schon interessant wie sich auch das Design selbst klassischer Schuhe ein wenig ändert. Obige Budapester habe ich zu Zeiten gekauft als Anzugshosen noch einen Umschlag besaßen und der Schuh allgemein etwas kürzer war als heutzutage. In Zeiten der heutigen Schwuchtelenghosen würde solch ein Schuh wohl nicht mehr passen.

Im Hintergrund des vorletzten Bildes übrigens das Schild des Highway 101, welches ich im Jahre 1991 höchstselbst mit zwei Musikkassettenhüllen abgeschraubt hatte. Denn unser Leih-Cadillac STS …

… hatte kein Werkzeug an Bord. Ich “exportierte” das gestohlene Straßenschild seinerzeit in meinem riesigen Rimova Alukoffer, den ich mir 1998 gekauft hatte, um damit u.a. Anzüge für mehrere Tage Meeting in Nürnberg zu transportieren …

… aus den USA und frage mich bis heute wieso das den US-Behörden nicht aufgefallen ist. Vor allem aber möchte ich nicht wissen, welche Strafe mir damals dafür gedroht hätte. Früher gab es noch nicht diese schönen Zahlenkombinationsschlösser. Muss das Teil mal zu Rimova einschicken, damit die mir die montieren. Sehr praktischer Koffer für Skiurlaube jedenfalls. Oder auch für Weltreisen. 😉

Auch ein vorne geflochtener schwarzer Schuh für den Sommer gehört zur Ausstattung die der Mann von Welt besitzen sollte. Ein komplett geflochtener Schuh hingegen ist eher etwas für Leute vom Bosporus. Auch sind zu modische, z.B. spitze, Schuhe ein No Go. Ob Maßschuh oder nicht hängt davon ab, ob man beim Hersteller oder Schuster seines Vertrauens einen Schuh findet der perfekt sitzt. Mein Schuhmacher in Zagreb hat einen Leisten der mir optimal passt. Da wäre es Quatsch, wenn ich mir einen eigenen anfertigen ließe.

Bleibt noch das Thema Hemd. Da ich ungern bügele und es nicht einsehe ca. 3,50 EUR täglich allein für das gebügelte Hemd auszugeben, bin ich vor langer Zeit schon auf die schwarzen BOSS-Langarmpolos gekommen. Nachdem ich aber nach der letzten Bestellung erfuhr, dass diese inzwischen in China hergestellt werden, waren das allerdings auch meine Letzten. Als zeitlose Marke – zumindest für mich – hat sich La Martina erwiesen. Deren Langarmpolos sehen sogar noch besser aus je älter sie werden, ähnlich mancher Lederjacken. Überhaupt bin ich ein großer Fan des Vintage-Looks. Meine Jeans bestehen teilweise gefühlt mehr aus Flicken als aus Originalstoff. Das spart nicht nur Geld, sondern sieht auch noch cool aus. So wie auch neue Chucks einfach nur bescheuert aussehen. Nachdem man sie kauft, müssen sie erst mal ein wenig dreckig gemacht und abgeschrabbelt werden.

Wenn sie aber erst mal schön abgerissen sind, dann sollte man sie in die Waschmaschine werfen. Abgerissen aber halbwegs sauber, genau so sollten Chucks aussehen.

Meine Kroatien-Jeans habe ich letztes Jahr schon dreimal flicken lassen. Das ist sozusagen meine Reserve-Jeans. Die bleibt stets auf der Insel, so wie auch zwei Paar Notfall-Chucks und ca. 15 Polos, davon 5 Langarm falls es mal kühler wird. So kann ich jederzeit ad hoc auf die Insel fahren, z.B. wenn mir ein dummes Weibchen mal wieder zu sehr auf den Keks gegangen ist …

 

 

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Oh ja, bei Schuhen sollte man nicht sparen. Dereinst beging ich den Fehler mir ein Paar Loyd Schuhe zuzulegen. Äusserlich klassisch schlicht geschnitten (worauf ich grossen Wert lege, irgendwelche Troddeln, Schnickschnack oder gar Werbung geht gar nicht!). Nach kurzer Zeit jedoch begann das hauchdünne! Deckleder abzublättern. Die Treter wanderten umgehend in die Tonne -nie wieder Loyd &Konsorten. Am besten handgefertigte Ware, bsp von Karl&Oliver Brosi Regensburg. Halten ewig und somit relativiert sich der Preis deutlich. Allein auf dem Schiesstand oder auf dem Wasser muss es nicht handgefertigt sein. Da reichen idR günstige Mokassins aus Textil (no Name, Labels für Angeber sind da fehl am Platz), resp. Arbeitsschuhe (wg. Schlamm und Matsch an der Lane).

Ja, so schicke Budapester hatte mein Opa auch immer an den Füßen…also ich steh auf Lloyds. Mit zwei bis drei Paar im Jahr geht und steht man mit dem Trend, brauch nie einen Schuster aber gelegentlich die Restmülltonne.Und Gummisohlen sind nicht nur sehr bequem sondern auch wasserdicht. Genauso die Abzocke mit irgendwelchen Labels beim Anzug: nie wieder Boss, nachdem ich sah was die Teile in New York kosten. Und dann immer diese Lobpreisungen von wegen gutes Tuch. 120er bekommen Sie heute schon für 99€ in der Metro, wenn Sie Glück haben mit zwei Hosen. Krawatten trage ich nur noch wenn ich unter zugeknöpften bin, habe schon überlegt alle zu entsorgen (von schmal in Leder bis breit mit Paisley Muster ist alles bei, und kommt irgendwann wieder in „Mode“). Nicht zweimal den gleichen Anzug in einer Woche tragen? Manchmal wechsle ich noch nicht mal das Hemd😁

Jaja, die IT‘ler halt: tragen alte Schuhe, Wollsakkos und fahren C-Klasse. Und statt mit Frauen spielen die Nerd’s mit ihrem Handy 😚

Ein wahrhaft schönes Fahrzeug. Natürlich ist auch eine S-Klasse AMG gerade als Coupé neuerer Baujahre (innen!) ein Träumchen. So konnte man früher seinen beruflichen Erfolg durch puren Luxus zeigen und genießen. Heute zeigen damit oftmals Kamelliebhaber und Ziegenbeglücker schamlos dass sich kriminelles Tun ungestraft in Deutschland ausleben lässt.

Las hier bei 911 die Bestätigung meiner Erfahrung. Mein Boss-Anzug, wollte mir mal was gönnen, wenig getragen, kann in der Stoffqualität nicht mit meinen sehr viel günstigeren Anzügen von der Kaufhausstange mithalten. Name ist halt nicht alles. Bei Klamotten ist mir die Marke auch weitgehend egal. Werfe allerdings auch wenig weg. Erst wenn die Sachen beim Schrauben, Heimwerkern, Gärtnern ihren Geist völlig aufgegeben haben, geht‘s in die Tonne. Und Hemden/T-Shirts werden noch zu Putzlappen. So geht Nachhaltigkeit, liebe Grüne und FfFs. Können die von uns lernen, lieber Jerko. Dein Prinzip ist auch völlig o.k.
Gruß
M.
(Trage bevorzugt Five-Pockets-„Nietenhosen“, T-Shirts, Jeanshemden mit Brusttaschen. Brauche halt die vielen Taschen für mein Kleingedöns am Mann. Als Schuhwerk bevorzuge ich Slipper. Bei Chucks nervt mich die Schnürerei, habe es deswegen bei einem Versuch belassen).