Vom Unfug des autonomen Fahrens

Natürlich erscheint es für viele Menschen eine unglaublich praktische Sache zu sein, wenn man sich am Ort A in sein Auto setzt, das Ziel im Navi programmiert und das Auto einen dann einfach zum Ort B fährt, ohne dass man sich noch um etwas zu kümmern braucht. Wer ab und an mal GRIP schaut, der wird vielleicht diese Folge gesehen haben. Es geht darum wer 1.000 km auf deutschen Autobahnen schneller zurücklegen kann. Ein Audi R8 mit über 600 PS oder ein sparsamer Ford Focus, der auf der ganzen Strecke nicht ein einziges Mal zu tanken braucht. Fakt ist, dass möglicherweise sogar der Ford gewonnen hätte, wenn er nicht in einen unfallbedingten Stau von über 2,5 Stunden geraten wäre.

Ich fahre bekanntlich ab und an nach Kroatien und trete meinen kleinen Rennlaster …

… mit seinen lächerlichen 520 PS und v/max offen dabei schon ziemlich auf den Kopf. Das kleine Autochen geht auf freier Strecke Tachoanschlag = 320 km/h. Teilweise schaffe ich mit einer Tankfüllung nur knapp über 300 km (Reichweite selbstverständlich). Vor allem im Sportmodus bei ständigen Kickdowns ist das Ding ein noch viel schlimmerer Trinker als ich. Entsprechend oft begegne ich auf längeren Strecken immer wieder Autos, die ich zwar auf der Bahn, die mich dafür aber wieder beim Tanken überholt haben. Es auf deutschen Autobahnen auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 130 km/h zu bringen ist bei den heutigen Verkehrsverhältnissen leider beinahe unmöglich. Warum dann nicht besser direkt den Tempomat auf 130 stellen und einfach mit deutlich geringerem Verbrauch (so um die 10,5 Liter) einfach nur dahinrollen?

Weil man sich dafür nicht so ein Auto kauft!

Vielen Leuten macht das Autofahren keinen besonderen Spaß. Für die wäre ein autonom fahrendes Auto optimal. Dumm nur, dass ein solches Auto das unter keinen möglichen rechtlichen Umständen jemals komplett ohne Kontrolle tun dürfte. Wir könnten schon längst alle Züge vollautonom fahren lassen. Tun wir aber nicht, weil Technik leider immer versagen kann. Also setzen wir einen Menschen dazu ein die Technik im Fehlerfalle zu überstimmen. (Was im Zweifelsfalle aber auch schiefgeht, wie z.B. unlängst der schwere Bahnunfall in der Nähe von Rosenheim bewies – https://www.focus.de/regional/muenchen/auch-menschen-sollen-verletzt-worden-sein-zug-bei-rosenheim-entgleist_id_5270469.html – wo sich ein Zugführer vermutlich auf ein Smartphonepornovideo einen runterholte.)

Auch in Flugzeuge setzen wir noch Piloten, obwohl die Computer in Sachen “Fliegen” schon so gut sind, dass die Dinger selbst vollautomatisch landen können. Aber dummerweise nicht z.B. auf Flüssen notwassern, das schafft nur ein exzellenter Pilot. Allerdings holt sich ein Pilot wohl kaum vor seinem Copiloten auf ein Handypornofilmchen einen herunter, was das Fliegen also wohl etwas sicherer macht als das Bahnfahren, denn in der Bahn sitzt bekanntlich nur ein Lokführer drin.

Und nun wollen wir ausgerechnet das Verkehrsmittel, welches sich im dichtesten Verkehrsraum bewegt, zur Autonomie erziehen. Ein Zug fährt auf Schienen, mithin einer festgelegten Strecke. Ein Flugzeug kann, außer mit anderen Flugzeugen, mit nichts kollidieren. Und selbst dagegen gibt es inzwischen eine Technologie. Einem Auto hingegen kann jederzeit ein Reifen platzen. Konsequenz Abflug! Hund, Karnickel, Katze, Wildschwein, Reh und Kuh können vor so ein Auto laufen. Kleinere Hunde und Katzen müssen Sie plattfahren. Bei einer Kuh schaut das schon anders aus:

https://www.youtube.com/watch?v=01h3x9cxct8

Dieses Auto war jetzt aber ganz offensichtlich wegen der Höhe der Windschutzscheibe entweder ein SUV oder ein LKW. Wenn Ihnen hingegen so ein Rindviech durch die Windschutzscheibe geflogen kommt, dann schaut das in etwa so aus, weshalb sich Ausweichen in diesem Falle eben nicht allein juristisch empfiehlt.

Jetzt werden bestimmt irgendwelche Sensoren erkennen können, ob es sich um eine Katze oder eine Kuh handelt und das Auto entsprechend draufhalten oder ausweichen lassen. Ob ein größerer Hund allerdings zuverlässig von einem kleinen Kind unterschieden werden kann, daran habe ich doch so meine Zweifel. Für den Hund gilt aber draufhalten, wofür Sie als Fahrer bei dem Kind garantiert vom Richter einen auf den Deckel bekommen, und zwar mindestens in Form einer happigen Geldstrafe sowie einer Haftstrafe auf Bewährung.

Aber selbst wenn der Sensor den Hund von Kindern zu unterscheiden vermöchte, wessen Leben ist eigentlich mehr wert? Angenommen das Auto würde sich zum Ausweichen entscheiden, dann knallen Sie vermutlich frontal in ein anderes Auto im Gegenverkehr. Woher soll Ihr Auto nun wissen wie viele Leute dort drinsitzen? Natürlich könnten ständig miteinander kommunizierende Autos sich irgendwann gegenseitig darüber informieren wie sie besetzt sind. Angenommen das Ihnen entgegenkommende Auto wäre mit einem Rentner kurz vor der Leichenstarre besetzt. Dürfen Sie den nun plattfahren – einmal ganz abgesehen von dem Risiko für Sie selbst – nur weil er kaum noch Leben vor sich hat? Und was wäre wenn Opi ein kleines Enkelchen dabei hat? Müssen Sie nun draufgehen, weil das kleine Kind ein längeres Leben vor sich hat? Und wer weiß das überhaupt, denn das Kind kann ja morgen mit dem Stuhl kippeln und sich den Hals brechen, wohingegen der Rentner noch ein paar schöne Jahre vor sich hat. Und was wäre wenn in dem entgegenkommenden Auto eine Mutter mit drei kleinen Kindern säße? Gilt dann der Grundsatz der christlichen Seefahrt “Frauen und Kinder zuerst“?

Autonom fahrende Autos sind nichts weiter als Computer. Computer arbeiten nach Regeln, selbst wenn es sich um KI handelt. Computer sind vor allem nicht zur Empathie fähig. Ein menschlicher Autofahrer würde möglicherweise sein eigenes Leben riskieren, um das Leben des Kindes zu schonen, auch wenn man das rechtlich nicht von ihm verlangen kann. Der Computer kann in einer solchen Lage nur eine Güterabwägung vornehmen, die ihm von einem Menschen beigebracht wurde. Und würden Sie beispielsweise ein Auto kaufen, welches sich in Situationen wie der Vorbeschriebenen gegen das Leben oder die Gesundheit seiner eigenen Insassen entscheidet? Vor allem aber müssten Sie überhaupt erst einmal wissen wie sich das Auto entscheiden würde. Aber selbst wenn die Autoindustrie dazu Angaben machte, wer wollte ihr diese nach dem Dieselskandal eigentlich noch glauben? Und gerade erst ist herausgekommen, dass Audi auch bei den Euro 6 Dieseln getäuscht hat (http://www.spiegel.de/auto/aktuell/audi-manipulierte-beliebtes-dienstwagenmodell-a-1206722.html). Und selbst BMW musste inzwischen Beschiss einräumen. (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/diesel-affaere/bmw-gesteht-fehler-bei-software-fuer-dieselautos-ein-15594561.html)

Der Versuch Autos das autonome Fahren beizubringen wird zu viel mehr Opfern im Straßenverkehr führen als es sie verhindern kann. Schon allein deswegen weil der Mensch eine faule Sau ist. Wenn das Auto selbst fährt und der Mensch trotzdem immer in der Lage sein muss die Kontrolle zu übernehmen, wird es bestenfalls zu einer stark abnehmenden Konzentration des Fahrers und schlimmstenfalls zu Schlafmützen hinter dem Steuer kommen, die lesen oder sich in der Nase popeln, anstatt sich auf den Straßenverkehr zu konzentrieren. Und jeder erfahrene Schnellfahrer weiß, dass man gewisse Problemsituationen durch erhöhte Aufmerksamkeit sozusagen schon vorausahnen kann. Das betrifft natürlich nicht die Eierschaukler, die mit Tempo 140 durch die Gegend fahren. Das sind genau die, die die Probleme durch gefährliche Spurwechsel zumeist erst verursachen. Derweil die allermeisten Menschen der Ansicht sind, dass 200 km/h schnell sind, ist das für mich ein gemütliches Reisetempo. Bei 250 km/h lasse ich es aber in der Regel gut sein. Es hat schon seinen Sinn warum die meisten Hersteller hier Schluss machen, denn damit ist man ziemlich genau doppelt so schnell wie viele der anderen Autofahrer und muss in der Lage sein in Sekundenbruchteilen zu reagieren bzw. einen siebten Sinn entwickeln, um auch nur dem leisesten Zucken des Mittelspurkriechers seine Absicht zu entnehmen gleich simultan mit dem Setzen des Blinkers herauszuziehen.

Das wird kein Sensor der Welt je schaffen, weshalb man das autonome Fahren bei maximal 90 km/h limitieren sollte. Dann aber wird de facto ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen eingeführt, denn die autonomen Arschlöcher werden alle gnadenlos auf der Mittelspur herumgurken und die linke Spur wird denen gehören die sich mit 140 km/h schon im Überschallbereich wähnen. Das werden für passionierte Autofahrer sehr traurige Zeiten auf Deutschlands Straßen werden. Es ist kaum nachvollziehbar, dass ausgerechnet die deutsche Automobilindustrie sich daran beteiligt.

Mir soll es egal sein, ich werde mich auf der schönsten Insel der Welt weiterhin auf meiner privaten Nordschleife austoben können!

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Oh Jerko, setzt bei dir schon bisschen der Altersstarrsinn ein? 😀 Erstens halten sich Computer strikt an Regeln wie Mindestabstand, Tempobegrenzungen etc. und von daher werden viele Unfälle vermieden werden, die heute zustande kommen, weil diese Regeln vom Menschen ignoriert werden. Zweitens reagieren Computer wesentlich schneller als Menschen. Auch das wird wiederrum viele Unfälle verhindern, die heute dank Steuereinheit Mensch zustande kommen.

Das Beispiel des Kindes auf der Straße ist übrigens öde. Wenn das Auto wie ich als Mensch ein Kind am Wegesrand registriert, dann mache ich automatisch langsamer und bin bremsbereit. Auch das kann eine Maschine wunderbar. Und wenn ein Kind plötzlich hinter zwei geparkten Autos hervorspringt, dann wird es wie eh und je krachen, wobei ein Computer mit geschickten Lenkungen vielleicht das Schlimmste verhindern kann, während der Mensch sich eine neue Kühlerfigur montiert.

Aber du siehst es vollkommen richtig, dass das größte Problem für autonomes Fahren auf Autobahnen Menschen wie du sind, die gerne mal ihr Auto ausfahren. So sehr ich dir den Spaß gönne, ich bin ja auch regelmäßig auf Autobahnen unterwegs und im heutigen dichten Verkehr ist das einfach nicht mehr drin. Von daher halte ich mich persönlich an Tempo 130 real, was ca. 137 Tacho bei meinem Lexus entspricht. Ist auch ein ziemliches Optimum was die Abwägung aus Spritverbrauch, Verschleiß und Reisezeit angeht. Fürs Schnellfahren bieten sich Rennstrecken an, da macht das viel mehr Spaß und man muss nicht so höllisch drauf aufpassen, dass ein langsamer Verkehrsteilnehmer einem vor die Nase springt. Für den Gesamtverkehrsfluss ist ein generelles Tempolimit von 130 auch sinnvoll. Wenn alle gleich schnell fahren, kann man auch solche Dinge, die eh keine Beachtung finden, wie das Rechtsfahrgebot über den Haufen werfen. Ich finde es immer wieder sehr entspannend in den USA zu fahren, wo alle etwa gleich schnell sind.

Als Jurist bedenke bitte nicht zuletzt den wichtigsten Paragraphen der Straßenverkehrsordnung, die Nr. 1. Mit 320 km/h Tacho – mich würde mal interessieren, wie schnell das GPS-gemessen ist (GPS Status & Toolbox für Android beantwortet die Frage) – ist eindeutig außerhalb dieser Norm.

Und zuletzt kommt für mich der wichtigste Punkt: Die meisten Menschen sind mit dem Auto fahren völlig überfordert. Wenn endlich autonome Fahrzeuge mit deutlicher Verbreitung da sind, wird der Verkehr deutlich besser fließen, weil dann z.B. die für Menschen notwendigen Abstände auf der Autobahn dank Car-to-Car-Kommunikation reduziert werden können, das autonome Fahrzeug auf dem Beschleunigungsstreifen auch wirklich Vollgas gibt, statt zaghaft das Gaspedal zu streicheln und mit 75 km/h auf die rechte Spur zu ziehen und den ukrainischen LKW mit nur noch rudimentären Bremsen zu nötigen etc.

Danke für deine Gedanken zum Autonomen Fahren. Nicht nur, dass der Computer versagen kann , letzter kann auch nur dann schneller reagieren, wenn seine Sensoren in Ordnung sind. Nun ist optimales Wetter eher die Ausnahme. Nebel, Regen, Schneefall, Tsunamis, etc. beeinträchtigen die Effizienz von Sensoren und damit ist dann der Blindflug vorprogrammiert.
Darunter fällt dann auch das Erkennen von Wegmarkoerungen und Verkehrszeichen. Und was ist, wenn diese in einem weniger lesbaren Zustand sind? Wir haben jetzt schon mit dem Verfall von Infrastruktur zu kämpfen, setzen wir hier jetzt den Turbo in Gang?
Ich halte dieses Konzept ebenfalls für wenig durchdacht. (Wie so vieles heutzutage, man weiss ja, woher das kommt und man kennt mittlerweile diese Pappenheimer)

P.s. Es ist nahezu verwunderlich, dass die Autoindustrie nicht schon vor 20 Jahren auf diese Entwicklung aufgesprungen ist, verheisst diese doch massig Gewinne an Sensoren, Speziallackierungen und sonstigen teuren Technikschnickscjnack. Nicht, dass dies jemals im Sinne der Erfinder funktionieren wird (die Unfallursachen werden Prozentual sich verändern, wohl nicht die absoluten Zahlen signifikant).

P.s. Alles was nicht mindestens halbe Lichtgeschwindigkeit erreicht ist approximativ immobil.😀
Nichts für Ungut, Jerko.🤗

Dwarsdryver, du darfst nicht die Fehler mache, heutige Assistenzsysteme und deren beschränkte Fähigkeiten dem autonomen Fahren gleichzusetzen. Da gibt es mehrere verschiedene Systeme, um die Strecke zu bestimmen. Genauso wie der Mensch bei schlechter Sicht die Spur durch approximieren hält, kann das auch ein Computer. Dieser hat ggf. noch hochpräzise Karten und ein ausreichend gutes GPS-Signal zur Verfügung. Und eine Infrarot-Kamera, die durch alles hindurch sieht, wenn Lidar und Radar versagen. Kommt noch Car-to-Car-Kommunikation hinzu, wird es nochmals präziser.

Es ist für jemanden, der in dem Bereich der Sensorik keine Einsicht hat und nur die billigen Sensoren aus Consumer-Geräten kennt, unmöglich abzuschätzen was möglich ist.

Und wenn ich mir anschaue, wie viele Experten noch bei heftigem Starkregen mit quasi Null-Sicht noch mit 200 an mir vorbei fliegen und für die unter anderem Aquaplaning ein Fremdwort zu sein scheint, kann ein Computer nicht viel schlimmer sein.

Geehrter Maskierter, vielen Dank für Ihren Einwand. Diese Möglichkeit hatte ich nicht bedacht.
Natürlich kann man mehrere redundante Systeme einbauen um den Ausfall eines der Komponenten zu kompensieren.
Dadurch wird das System jedoch immer komplizierter und komplexe Systeme gebieren neue Fehlerquellen. Von den Kosten für solche Systeme mal zu schweigen.
Auch bleibt das Problem vergammelter Infrastruktur, die nicht verlässlich gelesen wird.

So wenig man es sich Anfang des vergangenen Jahrhunderts vorzustellen vermochte, dass diese Kraftfahrzeuge Pferdekutschen je verdrängen und ersetzen werden, so wird man in nicht einmal zwanzig Jahren die Fortbewegung durch fortsetzende Explosionen belächeln.
Die Zukunft werden selbstfahrende Einheiten, welche nicht mehr individuell zugeordnet sind, sein, die Kraftquelle der kinetischen Energie nicht fossil.
Jerko, wir ballern halt dann mit unseren fusionsangetriebenen Überschallairjetskis rum 😎 So what?!

Vielleicht liegt die Wahrheit bei all diesen Fragen irgendwo in der Mitte. Manchmal, wenn ich auf der Autobahn im Langstreckenbetrieb unterwegs bin, wäre autonomes Fahren keine so schlechte Sache. Dazu kommt noch, dass ich ausgesprochen tankfaul bin, vor allem wenn ich es mit italienischen Tankstellen zu tun habe. Gemütlich in Urlaub zu fahren hat durchaus etwas für sich. Dazu muss ich nicht rasen und komme auch entspannt an.
Andererseits, so ab und zu auf kürzeren Autobahnstrecken mal richtig Gas geben, macht (vielleicht bin ich kindisch) doch etwas Spass. Wobei bei mir bei 220 km/h ohnehin Ende der Fahnenstange ist. Das Auto ging zwar schon etwas schneller, aber meine Frau bekäme eine Krise.
Ein letztes: autonomes Fahren irgendwo im Hinterland auf einer Landstrasse? Naja.
Meine Fahrweise ist eben situationselastisch 😉