Von der Taktik eines Trumpeltieres

Für Netanjahu ist Trumps Syrien-Rückzug ein akutes strategisches Problem mit weitreichenden Konsequenzen.

 

Die US-Präsenz hatte für Israel enorme strategische Bedeutung.

 

Nach dem Abzug der amerikanischen Soldaten könnte Teheran einen Landkorridor vom Iran bis ans Mittelmeer einrichten. (https://www.welt.de/politik/ausland/article185930218/Trumps-Rueckzug-aus-Syrien-Gefahr-eines-Krieges-an-Israels-Nordgrenze-hat-enorm-zugenommen.html)

Hört sich doch erst einmal so richtig schön dramatisch an, oder? Die übermächtigen USA als Schutztruppe Israels verlassen die Region. Die Israelis werden dann wohl vom Iran und der Türkei überrollt werden, die sich glücklicherweise aber selbst spinnefeind sind. Ok, dann bleiben die Türken eben außen vor bzw. lassen den Iranern den Vortritt, die ja am liebsten jeden einzelnen Israeli ausrotten würden.

Israel wird also fallen, das sind ja schließlich nur ein paar Leutchen dort. Nun, wenn es aber um den Vergleich der Kampfstärke von Nationen geht, dann gibt es da den Global Firepower Index, und dessen Vergleich ergibt folgende Fakten:

Die Israelis sind also trotz deutlich geringerer Mannstärke praktisch gleich stark wie der Iran. Aber wieso hat der Iran eigentlich in der Vergangenheit noch keinen Landkorridor bis ans Mittelmeer eingerichtet? Er versucht es doch schon seit Jahrzehnten mit seinem Brückenkopf – den Palästinensern – die in schönster Regelmäßigkeit was von den Israelis auf´s Maul bekommen?

Ach ja, weil der Herr Assad in Syrien ja an der Macht war und sich der Iran daher nicht traute Syrien anzugreifen. Nun steht Syrien aber erst auf Rang 49 des GFPI, das kann also nicht wirklich der Grund gewesen sein, warum der Iran da nicht einfach ein- bzw. durchmarschiert ist. Nein, es muss wohl doch an der Präsenz der USA in Syrien gelegen haben.

Dabei unterhielten die USA nur ein kleines Kontingent in Israels Nachbarstaat. Rund 2000 Mann verteilten sich auf zwei Regionen, die Kurdengebiete im Norden an der türkischen Grenze und im Osten Syriens in Tanf rund um einen Luftwaffenstützpunkt.

 

Diese Präsenz hatte für Israel indes enorme strategische Bedeutung: Die US-Soldaten überwachten von dort aus die Grenzübergänge zwischen dem Irak und Syrien und verweigerten so dem Iran die Kontrolle über dieses Gebiet.

Ist das nicht irgendwie putzig? Ein paar US-Soldaten verweigern dem ganzen Iran an den Grenzübergängen den Zutritt und unsere tapferen Bundesgrenzschützer waren nicht einmal in der Lage etwas über eine Million Syrer abzuwehren. Vielleicht hätte Merkel die in Deutschland stationierten US-Soldaten um Hilfe bitten sollen, dann hätten wir jetzt nicht jährlich 50+ Milliarden Kosten am Hals und unsere Rentner könnten alle ein menschenwürdiges Dasein fristen, anstatt, dass syrische Großfamilien sich ein lustiges Leben auf Kosten des Steuerzahlers machen, incl. der Vielweiberei.

Was ich mich auch frage ist, wer behauptet, dass die US-Präsenz für Israel gleich enorme strategische Bedeutung hatte. So sehr ich mich auch bemüht habe, ich konnte dazu keine Aussage von Benjamin Netanjahu recherchieren.

Der ehemalige Verteidigungsminister Avigdor Lieberman, der vor wenigen Wochen zurückgetreten war, sagte in einem Radiointerview, „die Gefahr eines totalen Krieges an Israels Nordgrenze sowohl im Libanon als auch in Syrien“ habe „enorm zugenommen“. Und das ist nicht der einzige Schaden, den Trump Israel mit seiner Entscheidung zufügte.

Wollt Ihr den totalen Krieg?” JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!

Ach Gottchen werter Herr Liebermann, man muss es doch nicht immer gleich so übertreiben. Erinnern Sie sich noch an den 6-Tage-Krieg? Da wollte ganz Arabien den Israelis an die Gurgel und die schossen seinerzeit sozusagen noch mit Erbsenpistolen. Heute hingegen kann Israel dem Iran Atombomben auf den Kopf werfen wann immer es will. Und der kann im Gegenzug bestenfalls ein paar mit Messern ausgerüstete Selbstmordattentäter aus Palästina nach Israel schicken, wo sie im Falle eines Konflikts schneller zusammengeschossen werden als sie Allahu akbar brüllen können.

Nach dem Abzug der amerikanischen Soldaten könne Teheran einen Landkorridor vom Iran bis ans Mittelmeer einrichten, warnte Lieberman: „Wir haben jetzt zusammenhängende Schiitengebiete vom Iran und Irak bis Syrien.“ Das gestatte es den Revolutionsgarden, ihre militärische Präsenz an Israels Grenzen auszubauen.

Interessant. Dann muss es eine große Umvolkung innerhalb Syriens gegeben haben, denn dort lebten vorher auch schon Schiiten, und die fühlten sich vermutlich entweder dem Iran genau so zugehörig wie jetzt, oder eben auch nicht. Aber wo bleibt in der Geschichte eigentlich der böse Herr Putin, der ja bekanntlich an so gut wie allem schuld ist was in der Welt schlecht ist?

Genau das wollte Netanjahu (also die Zusammenrottung der Schiiten, Anm. d. Red.) um jeden Preis verhindern. Hunderte Male griff Israels Luftwaffe in den vergangenen anderthalb Jahren deshalb iranische Ziele in Syrien an. Dass er dabei enormen Freiraum genoss, verdankte er wohl nicht nur der oft beteuerten engen Beziehung zu Russlands Präsident Wladimir Putin, Syriens wichtigstem Schutzherrn.

Hä?! Israel hilft mit Luftschlägen gegen iranische Ziele in Syrien direkt dem Intellektuellen und großen Staatsmann Assad und darf das nur weil die Russen ihre schützende Hand über Assad halten? Was für ein Unfug, die Russen würden den Iran am liebsten vom Angesicht dieses Planeten vertilgen. Jedenfalls bestehen in Russland keinerlei Sympathien für den Iran.

Wie brüchig diese (Freundschaft zwischen Israel und Russland, Anm. d. Red.) ist, zeigte sich allerdings im September, als ein russisches Spionageflugzeug infolge eines israelischen Luftangriffs in Syrien irrtümlich von Syriens Luftabwehr abgeschossen wurde. Damals gab Moskau Israel die Schuld für den Zwischenfall, und schlachtete diesen aus, um Jerusalems Handlungsspielraum in Syrien einzuschränken.

Na ja, das schmutzige Geschäft der Politik halt. Da schießt ein Verbündeter das Flugzeug eines anderen Verbündeten ab und ein inoffizieller Verbündeter war gerade auch noch in der Luft. Wie hätten Sie gehandelt? Also ich hätte auch nicht meinen direkten Verbündeten bezichtigt. Aber irgendwer muss eben die Schuld tragen, das dumme Wahlvieh will es so. Und dem Iran konnte man sie eben selbst beim allerbesten Willen nicht in die Schuhe schieben. Blieb also nicht mehr wirklich viel Auswahl.

Dennoch wartete man diese Woche vergebens auf eine Kritik von Netanjahu an Trump. Zu sehr hat der israelische Premier sein Schicksal an das des US-Präsidenten gebunden, um jetzt offen mit diesem zu brechen. Zumal Jerusalem fürchten muss, dass Trump sich im Falle eines Zerwürfnisses auch in anderen Fragen plötzlich zu Israels Ungunsten entscheidet.

Warum sollte Netanjahu Trump denn auch kritisieren? Der stellt lediglich den Zustand vor der Bekämpfung des inzwischen vernichtend geschlagenen IS wieder her. Ok, da sind dann natürlich noch die russischen Soldaten in Syrien. Aber die abziehen kann Trump ja bekanntlich nicht. Und da die Russen ebenfalls erklärte Gegner des Iran sind, stellt sich für The Donald – ebenso wie für Bibi – natürlich die Frage, inwieweit sie es je zulassen würden, dass die Mullahs sich in Syrien festsetzen. Niemals natürlich!

Gehen wir doch mal geostrategisch an die Sache heran. Der große Vlad Putin ist kein Idiot. Er weiß, dass seine militärischen Mittel begrenzt sind und er sie daher möglichst effektiv einsetzen muss, um seine Ziele zu erreichen. Und Putins Ziel ist – anders als im kalten Krieg – zuvorderst der Frieden im eigenen Lande, sowie der Schutz der eigenen Bevölkerung vor islamistischen Terroristen. Den Iran angreifen kann er nicht. Zwar stünden dem nicht einmal die Chinesen zur Seite, aber der Iran ist einfach viel zu groß. Um den Iran herum befinden sich nur muslimische Nationen mit einem nicht unerheblichen Gefahrenpotential. Anders als Kasachstan, was der werte Leser Max sicherlich bestätigen kann. Denn dort wird muslimischer Extremismus knallhart verfolgt.

Was also läge näher als dass Putin an eine Art Sperrriegel dem Iran gegenüber denkt, verbunden mit der Prämisse, dass der Iran sich niemals bis zum Mittelmeer ausbreiten darf.

Die Türkei mag man dabei vielleicht als etwas unsicheren Kantonisten betrachten. Ich tue es nicht. Zwar sind die Türken größtenteils nationalistische Vollpfosten und der Kurzpimmel Erdolf versucht jetzt noch ein kleines Stückchen vom syrisch/kurdischen Kuchen für sich abzuschneiden, aber selbst ihn verbindet nichts mit dem Iran. Zwar mag er gläubige Idioten und pimpert ein altes Kopftuchweib – insofern unterscheidet er sich nicht besonders von den Mullahs – aber der Türke bleibt eben Türke, denn er ist kein Araber, und der Iraner bleibt Perser, der eben auch kein Araber ist.

Der Irak ist so etwas wie eine langfristig disponible Masse. Jeder will ihn für sich haben. Incl. der ebenfalls daran angrenzenden Saudis. Und genau das verhindert zuverlässig, dass der Iran sich je durch den Irak und Jordanien bis zum Mittelmeer durchschlagen kann. Einmal abgesehen davon, dass Jordanien von seinen ägyptischen Brüdern bis aufs Blut verteidigt werden würde. Die liegen übrigens mit Platz 12 einen Rang vor dem Iran und könnten einen Krieg sozusagen auf ihrer Fußmatte führen, derweil der Iran praktisch vor Stalingrad kämpfen müsste. Und wie das ausgegangen ist brauche ich in Deutschland wohl niemandem mehr zu erzählen.

Also, mal wieder viel Panikmache von der Sensationspresse wegen absolut gar nichts!

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4 Comments
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Wer weiß, welch dreckigen Deal Trump mit dem Kümmeldespoten aus Ankara vereinbart hat, dessen einziges Ziel, Völkermord an den Kurden zu begehen ,jetzt ohne Amis im Weg, voranschreiten kann. Idioten an der Macht verheißt nichts Gutes.

Wobei ich den Amis als Verbündete nicht über den Weg trauen würde. 2000 Soldaten sind zwar zahlenmäßig nicht viel, aber einen Angriff auf die US Armee hätte sich der Erdolf im Leben nie getraut.