Was tun mit zu viel Geld …

Oder auch zu wenig?

Liebe Leser,

zuletzt schrieb ich, dass z.B. so ein Ferrari zumindest für mich irgendwie doch keinen Sinn macht und man für das Geld besser oft und schön verreisen kann. Nun stellt sich bei mir aber ein grundsätzliches Problem, denn ich arbeite ja noch ein wenig und daher kann mich potentiell überall ein Notfall erreichen, der nicht einfach telephonisch gelöst werden kann. Nun bin ich mit 28 GB Roaming-Datenvolumen gesegnet und mit Anydesk kann man schon mal helfen, aber es ist eine ewig nervige Frickelei auf so einem 6,4″ Display. Und ein Notebook schleppe ich nicht ständig mit mir herum. Ich latsche doch nicht wie ein deutscher Rucksacktourist durch die Gegend!

Wie verreist es sich am schönsten? Optimalerweise steigt man in einem netten Hotel ab und erkundet dann u.a. mit dem Auto die Gegend. Dummerweise ist man aber z.B. an feste Frühstückszeiten gebunden. Auch kann man nicht einfach mal irgendwo anhalten und sich kurzerhand einen Spielfilm reinziehen. OK, das muss ja auch nicht sein. Soweit schon richtig, aber eine gewisse Flexibilität fehlt beispielsweise auch während der Reise. Mit dem Auto gibt es einfach keinen Rotweinstop ab 18 Uhr. Da muss man auf Gedeih und Verderb durch bis ins Hotel. Und wer schon mal kurz vor Mitternacht in einem kleinen Örtchen in der herbstlichen Toskana nach dem Weg dorthin fragen musste, der weiß wie es sich anfühlen könnte schlimmstenfalls im Auto übernachten zu müssen.

Insofern bietet sich einfach ein Wohnmobil an. Und wenn es nicht länger ist als 6 Meter, dann passt es hier noch so gerade auf den Parkplatz. “Ach, der Usmiani, der hat se doch nicht mehr alle. Ausgerechnet der elitäre Rotzlöffel und ein Wohnmobil, da lachen ja die Schweinebauchgriller!

Mitnichten, denn es gibt durchaus sehr interessante kleine Wohnmobile, wie z.B. dieses hier.

Man beachte bitte die abgetrennte Dusche! Und recht gemütlich ist es auch. 7.000 km, 158 PS, Klima, Solaranlage und Automatik für 68.000 EUR. Das ist für ein kleines Häuschen auf Rädern nicht zu viel. Aber es geht auch noch schneller und günstiger.

Ein schönes großes Doppelbett, ordentlich Stauraum in der Küche und 177 PS für 23.600 km bei 61.000 EUR Kaufpreis.

Übernachten darf man mit beiden überall. Nur campen eben nicht. Aber das hätte ich eh nicht damit vor. Packt man sich da nun hinten noch einen Roller drauf, dann macht auch die Höhe (Parkhausinkompatibilität) keine Probleme mehr. Es empfiehlt sich eine vollrestaurierte Schwalbe …

… denn die darf legale 60 km/h. Gut, dafür hat sie keinen Raum für Gepäck. Aber der lässt sich nachrüsten, z.B. durch diese charmante Lösung aus einem umgebauten Kanister.

Zwar klauen die Italiener bekanntlich wie die Raben, aber wenn man so was vernünftig befestigt, dann dürfte man sich halbwegs in Sicherheit wiegen können.

Auch die Simson Enduro ist irgendwie recht niedlich.

Dazu noch das WoMo in Camouflage folieren und es passt wie Arsch auf Eimer. Besser wäre für den Süden allerdings das hübsche Wehrmachts-Beige.

Dazu noch die Afri-Cola-Palme und niemand kann sich ernstlich beschweren.

Natürlich ist ein Sportwagen oder Coupé schicker als ein WoMo. Aber praktischer ist er nicht wirklich. Und mit 177 PS geht so ein WoMo auch seine 170+ km/h, was beim zunehmenden Spritgeiz inzwischen selbst in Deutschland ausreichend flott sein dürfte. Für die Insel wäre es als einziges Auto wegen der Breite vielleicht nicht so ganz geeignet. Aber da wäre ja noch die Schwalbe und meine Nahrungsmittel lasse ich mir künftig ohnehin öfter liefern.

Ganz ehrlich, irgendwie hat so ein WoMo schon seinen eigenen Reiz. So könnte ich damit z.B. im Sommer nach Lubenice …

… fahren, mir dort in der Konoba Hibernicia das köstliche Lamm mit ordentlich Knoblauch gönnen …

… und mir alsdann im WoMo noch ein zwei Flaschen schweren Roten hinter die Binde gießen. Am nächsten Morgen würde ich dann lange ausschlafen, etwas SAT-TV schauen, mir ein Müsli machen und auf das Lamm vom Drehspieß in die Hibernicia gehen.

Am kommenden Tag könnte ich dann einfach aufs Geratewohl irgendwohin weiterfahren, ohne erst großartig planen zu müssen. In Kroatien hätte ich über A1 überall unbegrenztes 4G-Internet mit dabei, was natürlich auch das Streaming von z.B. Amazon Prime ermöglicht. Für andere EU-Länder müsste ich ggf. meinen Mobiltarif ein wenig aufbohren. Aber ein unlimitierter LTE-Tarif mit 10 MBit und monatlicher Kündbarkeit liegt bei gerade 19,99 EUR.

Klar, ab und an müsste man wohl leider auch mal auf den Campingplatz. Oder eben auch nicht, wenn man sich nämlich in einem schönen Hotel mit Außenparkplatz einbucht. Ob man das dann irgendwann noch macht, das vermag ich nicht zu beurteilen. Aber seinen Abend in einem guten Restaurant zu verbringen ist allemal besser als neben plauzerten deutschen Schweinebauchgrillern zu stehen und sich deren kurzhaarige gefärbte Hängebauchschweine anschauen zu müssen.

Sollte man irgendwo alleine stehen können, dann hat man ohnehin so was dabei, um sich gepflegt ein ordentliches Steak grillen zu können.

Der FF stünde derweil irgendwo in der sicheren Tiefgarage und Sie würden beim Abendessen darauf warten, dass der blasierte Kellner Ihnen völlig überteuerten Wein kredenzt, wofür er auch noch ein fürstliches Trinkgeld erwartet. Da sagt mir der Gedanke an ein kleines Grillabenteuer dann doch irgendwie eher zu. Ganz nebenbei müsste ich mich auch nicht über z.B. hygienische Unzulänglichkeiten des Hotelzimmers aufregen. So langsam gewinnt die WoMo-Idee immer mehr an Charme.

Nebenbei kann man mit so einem WoMo auch noch jede Menge ziehen. Und wer weiß was mir vielleicht auf meine alten Tage noch so einfällt. Das hier lässt sich jedenfalls noch trailern.

Eventuell habe ich ja eines Tages mal Lust mir z.B. die Kornaten von der Seeseite aus anzuschauen. Dann fahre ich mit dem WoMo in irgendein kleines Kaff dort in der Nähe, lasse die Nimbus zu Wasser und mache mich ganz einfach auf den Weg, nachdem ich dem Bauern zuvor einen hübschen Betrag in die Hand gedrückt habe, damit er gut auf mein Wägelchen aufpasse.

Das WoMo bietet also eine Vielzahl an Optionen, wohingegen ein Ferrari FF als immerhin eines der praktischsten Fahrzeuge seiner Art die Mitnahme von Skiern erlaubt. Das war es dann aber auch schon. Ob ich damit schneller auf dem Gletscher bin, daran habe ich so meine leisen Zweifel. Deutlich teurer aber wird es auf jeden Fall, wenn vielleicht auch bei etwas größerem Fahrspaß. Klar, der Aufmerksamkeitsfaktor bei der Hotelvorfahrt ist beim FF größer. Beim FF gafft der Kofferbüttel und verspricht sich ein ordentliches Trinkgeld. Beim WoMo erntet man vermutlich eher Mitleid, weil wohl auf dem Wintercampingplatz nichts mehr frei war. Auch automobile Kleider machen eben Leute.

Es ist letztlich wie Nutella und Erdnussbutter vs. Kaviar. Ich mag alles aber in der Reihenfolge Erdnussbutter, Nutella und dann Kaviar. Womit ich auf Letzteren viel leichter verzichten kann. Im WoMo kann ich jedenfalls stets eine Flasche Champagner köpfen, derweil ich im Hotel das Zigfache eines angemessenen Preises dafür zahlen muss. Und dabei geht es mir weniger um die Frage ob ich mir das leisten kann, denn ich kann. Aber ich lebe schon lange mein – bescheidenes – Leben und muss niemanden mehr beeindrucken.

Praktisch gedacht führ an einem kleinen WoMo also irgendwann kein Weg mehr vorbei.

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2 Comments
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Können Sie das ganze Glump nicht einfach “sequentiell genießen” ?
Die 2 überflüssigen Mercedesse verkaufen, dann
erstmal den Ferrari zulegen, und wenn daran sattgesehen, kann man den doch auch mit wenig Wertverlust (?) wieder verkaufen, und dann das WoMo kaufen.
Einen hab ich noch:
Synonym für WoMo: RaPa = RammelPanzer. BuCo = BumsContainer, also der Wohnwagen.;-)