Als Oberstufenschüler hatten wir eine Risiko-Spieltruppe. Auf eigens angefertigten großen Weltkarten vermischten wir Risiko und Monopoly. Erfinder des Spiels war ein seinerzeitiger Schulkumpel und heute erfolgreicher Rechtsanwalt.
Eroberte Staaten zahlten Steuern, wir konnten Handel treiben, Steuern erheben sowie Wegezoll. Weshalb Panama und Ägypten besonders beliebte Eroberungen waren. Von unseren Einnahmen konnten wir Waffen sowie Truppen kaufen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir uns bis aufs Blut bekämpften, Pakte schmiedeten und wieder aufkündigten, sobald es in unserem jeweiligen Vorteil lag. Wir spielten oft bis tief in die Nacht.
Krieg führt man nicht mit sozialen Mitteln. Die “Goodguys” unseres Zirkels waren in dem Spiel jedenfalls nie erfolgreich. Aber Spaß gemacht hat es ihnen trotzdem.
Wäre ich Benjamin Netanjahu, der am 21.10.2015 zu Besuch bei der Kanzlerin war, dann hätte ich schon lange die Schnauze voll davon, dass meine Landsleute immer wieder von Palästinensern angegriffen werden. Und gerade in letzter Zeit häuft sich Zahl der Angriffe auf israelische Zivilpersonen durch einfach nur mit z.B. Messern bewaffnete Palästinenser in einem historisch noch nie dagewesenen Ausmaße. Wäre ich Netanjahu, ich würde handeln! Wie würde ich handeln?
Ich würde den Bewohnern der Palästinensergebiete ein Ultimatum stellen. Entweder ihr seit in 14 Tagen weg oder wir äschern euch ein. Was hätten die Israelis bei solch einer Vorgehensweise real zu befürchten?
Nichts!
Ban Ki Moon und der Papst würden sich beschweren. Wen interessieren zwei zahnlose alte Tiger? Der gesamte arabische Raum ist derzeit handlungsunfähig. Weshalb im Moment aus der Sicht eines Risikospielers für die Israelis der ideale Zeitpunkt gekommen wäre, sich der Palästinenser final zu entledigen. Und zwar auf Kosten der EU! Denn wohin würden sich die Palästinenser nach solch einer Vernichtungsandrohung vermutlich in Bewegung setzen? Sie haben Zugang zum Meer. Und zu Beton (welcher in Bootsform schwimmen kann). Nichts läge also näher, als dass sie sich massenhaft Richtung Europa in Bewegung setzen würden. Aber auch der Landweg stünde ihnen frei, da die EU ja derzeit an ihren Außengrenzen keinerlei Schutz mehr besitzt. Und wohin würden sie innerhalb der EU wollen? Natürlich nach Deutschland! Dank Frau Merkel!
Aus Sicht der Israelis wäre solch eine Vorgehensweise äußerst vernünftig. Mit Ägypten hat man bereits Frieden. Jordanien, Syrien usw. sind keine ernst zu nehmenden Regionalmächte mehr. Die Staaten Nordafrikas haben mit sich selbst im Moment genug zu tun, sofern überhaupt noch funktionstüchtig vorhanden. Und der Iran und Saudi Arabien versuchen, da verschiedener Glaubensrichtungen des Islam zugehörig, jede noch so kleine Splittergruppe von Rebellen zu unterstützen, um ihren Einfluß in der Region auszuweiten. Allein der IS scheisst buchstäblich auf alle zusammen und hat, wenn überhaupt, in der Region allein vor den Israelis noch Respekt. Er paktiert mit niemandem, lässt sich aber von allen gerne finanzieren. Wäre ich Netanjahu, ich würde das derzeitige Machtvakuum im nahen Osten für Landnahmen nutzen. Eben so wie es auch der IS tut. Bevor ich mich mit diesem auf dem Schlachtfeld balgen müsste, würde ich nach der guten alten römischen Regel “divide et impera” agieren.
Später bliebe immer noch genug Zeit den IS mitsamt seinen Wurzeln auszulöschen. Denn hinter dem IS wird niemals jemand stehen. Hinter einer Superregionalmacht wie Israel aber nach wie vor die international Verbündeten. Vielleicht auch Deutschland, weil es seine eigene Palästinenserflüchtlingsproblematik erst dadurch losgeworden ist, dass Israel eroberte Gebiete Syriens den Palästinensern für den Aufbau eines eigenen Staates zur Verfügung gestellt hat.