Wenn der Paketbote dreimal klingelt…

Heute war mal wieder einer dieser Tage an dem ich mein Teilzeitprivatiersleben in vollen Zügen genossen habe.

Nachdem ich um 09.15 von einer Mitarbeiterin angerufen wurde, die sich artig für die frühe Störung entschuldigte und sich wunderte, dass eine 250 MB große Email nicht durchging, erklärte ich ihr, dass es auch heutzutage noch unmöglich sei Kamele durch Nadelöhre zu zwängen. Ich wies darauf hin, dass vor allem Exchange-Server furchtbar gerne Maillimits konfiguriert haben, damit sie nicht von irgendwelchen wahnsinnigen z.B. Pornospammern mit ganzen Videos vollgepumpt werden können.

Man muss sich das einfach mal vorstellen, wenn Emails beliebiger Größe versendet werden könnten… Aber soweit denken selbst vorgeblich intelligente Menschen – wie z.B. Anwälte – einfach nicht. Da kommt der Anwalt einfach mit einem USB-Stick zur Sekretärin und weist diese an eine ganze gescannte Akte mal eben per Email zu versenden. Die junge Dame – selbst nicht die allerschlauste – versucht dann den Golfball durch den Strohhalm zu blasen, legt damit natürlich das komplette Mailprogramm lahm und wundert sich, dass nix mehr ist mit Mailempfang.

Das mit dem Internet ist ja schon so eine Sache. Meine eigene Schwester schickte meinen Eltern mal Photos von den kleinen Nichten auf die Insel. Geschossen mit einer 21 Megapixel Kamera. Meine Eltern haben auf der Insel Internet via ISDN-Leitung. Ich habe mich halb totgelacht als ich von der Geschichte hörte. Natürlich konnte mein Vater kein einziges Photo herunterladen und verstand die Welt nicht mehr. Und meine Schwester meinte nur, dass sie sie alle versenden konnte. Irgendwie ein unfairer Kampf das 16.000er DSL gegen das 64er ISDN. Davon abgesehen kann man Photos natürlich auch komprimieren. Aber das wusste meine Schwester nicht. Sie benutzt ja auch ein Iphone, weil da alles so schön einfach ist.

vogel

Als IT-ler ist man heutzutage eigentlich von Idioten umzingelt. Jeder benutzt Computer und kaum einer kennt überhaupt den Unterschied zwischen einem Bit und einem Byte. Und wenn man jetzt die Leute fragt welche Zahl mit einem Byte maximal darstellbar ist, dann steigen sie komplett aus. Wie Zahlen? Wozu? Ich arbeite doch nur mit Word!

Überhaupt ist es eine Katastrophe wie wenig PC-affin die Menschen heutzutage immer noch sind. Um Auto fahren zu dürfen muss ich einen Führerschein machen. Um einen PC bedienen zu dürfen muss ich keinerlei Qualifikation mitbringen. Weshalb die Masse aller Privat-PCs trotz Virenscanner völlig durchseucht sind und als wahre Spamschleudern fungieren. Aber auch Firmen-PCs geht es da oft nicht besser. Kein Wunder, wenn irgendwelche Geschäftsführer nicht verstehen was ein Terminalserver ist, dann lustig auf irgendwelchen Pornoseiten herumsurfen und anschließend andere User merkwürdige Popups in ihren Terminaldienstesitzungen hochploppen haben.

Dann habe ich mich noch ein wenig mit einem Softwarelieferanten gekabbelt. Die Pfeifen schickten eine Rechnung nach der anderen raus, ohne mir aber die Lizenzschlüssel zukommen zu lassen. Nachdem ich mit drei verschiedenen Leuten dort gesprochen habe und den Vorschlag unterbreitete, dass sich Buchhaltung, Vertrieb und Einkauf doch einmal hausintern ins Benehmen setzen, klappte es doch tatsächlich mit folgendem sagenhaft komplizierten Ablauf:

  • Ich bestelle beim Vertrieb Software
  • Der Vertrieb informiert das Accounting, welches mir eine Rechnung schickt
  • Parallel informiert der Vertrieb den Einkauf, welcher sich aus England die Lizenz per Email als *.pdf liefern lässt und leitet diese einfach an mich weiter
  • Ich zahle alsdann die Rechnung

Irgendwie ließ mich das alles ermüden. Und da ich noch ausreichend Rotwein gebunkert habe, den AMG morgen erst wieder zur Tränke führen werde und auch sonst keine Pläne mehr für den heutigen Tag hatte, legte ich mich in mein kühles Bettchen.

Ich liebe es im kühlen Schlafzimmer zu liegen wenn draußen die Sonne scheint. Besonders in Kroatien schlafe ich gerne um die Mittagszeit im klimatisierten Schlafzimmer, derweil die ganzen armen Touristen jeden Sonnenstrahl mitnehmen wollen. So gegen 16-17 Uhr fahre ich dann an den Strand, um so gegen 19 Uhr in der Strandbar aufzulaufen und – teilweise zusammen mit der Polizei – die ersten Frühabsacker zu trinken. Da die Jungs alle mein Auto kennen, brauche ich mir auch keine Sorgen darum zu machen angehalten zu werden. 🙂

So gegen 16.15 klingelt es plötzlich Sturm bei mir. Welcher Idiot – denke ich mir – und bleibe im Bett liegen. Minuten später schlägt plötzlich jemand gegen meine Tür. Jetzt reichts! Ich stehe auf, schaue aus dem Fenster und alle meine Autos stehen da wo sie stehen sollen. Ok, ist mir also nicht einer rein gefahren, wie es schon mal vorgekommen war. Wer aber klopft an meiner Tür? Da ich keinen Spion habe, mache ich grundsätzlich niemandem die Tür auf, den ich nicht erwarte. Überhaupt können diese blöden Paketboten die Klamotten auch bei meinen Nachbarn abgeben. Oder einfach bei mir vor der Tür ablegen. Aber es wird doch wohl kein Paketbote sich trauen an meine Tür zu hämmern. Wir sind doch nicht im Negerkral.

Ich mir also geschwind was angezogen und an der Tür gelauscht. Ich höre nur meine Nachbarn wie sie jemandem sagen, dass ich da sein müsse. Alle meine Autos würden vor der Tür stehen, ich sei also da. Das bewog doch den Paketzusteller dazu wie ein Irrer an meiner Tür zu hämmern. Ich mache die Tür auf und da steht doch tatsächlich ein kleiner, dicker Araber vor mir. Ich weise ihn freundlich aber bestimmt darauf hin, dass wir hier nicht in Nordafrika seien und es sich nicht geziemt gegen Türen zu schlagen. Dies könne nicht nur als Belästigung sondern auch als Bedrohung empfunden werden und er wolle doch sicherlich nicht, dass ich mich bei seinem Arbeitgeber über seine ungehobelten Sitten beschwere. In brüchigstem Deutsch stammelte er etwas von Entschuldigung und ich weiß jetzt, dass DHL offenbar gerne Flüchtlinge beschäftigt. Natürlich werde ich mich nicht über ihn beschweren, kann der arme Kerl doch froh sein den Job zu haben und wir Steuerzahler auch.

Überhaupt ist Paketzusteller eigentlich ein guter Job für Flüchtlinge. Man kommt mit drei Brocken Deutsch zurecht. Den Rest erledigt das Navi. Dumm nur, dass wir nicht eine Million Paketzusteller brauchen.

Um 18.00 machte ich mir dann die erste Flasche 14%igen Rotweins auf konfiguriere seitdem mein gestern angekommenes neues Laptop (Lenovo T420). Das alte T61 werde ich als Dauerlösung auf der Insel lassen. Für Fernbetreuungen, ein wenig Bildbearbeitung und bloggen reicht es allemal noch aus und ich muss nicht auch noch ein großes Notebook mit mir hin- und herkutschen. Als Notfallgerät bzw. für den Einsatz von z.B. Hotels aus habe ich ohnehin immer das 11″ Thinkpad Edge dabei. So kann ich auch mit einem Trolley nach Kroatien fahren und habe selbst im SL noch viel Platz übrig, um viele Kisten meines geliebten Sumertons oder anderer Dinge mitzunehmen, die es auf der Insel einfach nicht gibt.

Dazu gehören z.B. Kaffeefilter, Gewürzmischungen für Chilli con Carne, Züricher Geschnetzeltes und Thailändische Currymischungen. Da ich da unten auch für Kokosmilch Mondpreise bezahlen soll, nehme ich auch davon stets ein paar Dosen mit. Das Zeug ist ja nahezu ewig haltbar.

Ob meine Ex, die gescheiterte Fachanwältin für Medizinrecht und aufpreispflichtige Pornopraktiken …

po

… eigentlich schon Feierabend hat? Ob es heute nach einem langen Arbeitstag mal für mehr als zweihundert EUR Umsatz gereicht hat? Ob sie morgen auch schon wieder arbeiten muss, so wie sie es am gestrigen Feiertag vermutlich auch getan hat? Vielleicht sollte ich irgendwann einfach mal spaßeshalber in dem Business-Center vorbeifahren, in dem sie sich ein jämmerliches Ein-Zimmer-Büro angemietet hat…

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

0 Comments
Alle Kommentare anschauen